Eine ruhige, von Bäumen und geparkten Autos gesäumte Stadtstraße, die auf der einen Seite von einem Bürgersteig und mehrstöckigen Gebäuden und auf der anderen Seite von einer Rasenfläche begrenzt wird. Das Sonnenlicht dringt durch die Bäume und wirft schräge Schatten.

Wie sauber ist die Luft in der Weingartenstraße?

Vier Wochen lang hing an einem Straßenschild in der Offenburger Weingartenstraße ein kleines, unscheinbares Doppelröhrchen – kaum sichtbar für Passant:innen, aber mit großer Aussagekraft. Es war Teil einer bundesweiten Messaktion der Deutschen Umwelthilfe (DUH) mit dem Titel „Decke auf, wo Atmen krank macht“, bei der Bürger:innen selbst Daten zur Luftqualität erfassen.

Auch die Konferenz für Urban Transformation Design (KfUTD) hat sich beteiligt, um herauszufinden, wie stark die Atemluft in Offenburgs Innenstadt tatsächlich mit Stickstoffdioxid (NO₂) belastet ist – einem giftigen Reizgas, das vor allem durch den Straßenverkehr entsteht.

Die Röhrchen waren vom 29. September bis 27. Oktober 2025 in etwa 2,5 Meter Höhe an der Weingartenstraße befestigt – direkt dort, wo sich tagtäglich Fußgänger:innen, Radfahrende und Autos begegnen. Nun sind die Messproben auf dem Weg zurück ins Labor. Die Ergebnisse erwarten wir in einigen Wochen.

Zwei Probenröhrchen mit grünem Deckel sind mit schwarzen Kabelbindern an einer Metallstange befestigt. Die Röhrchen sind beschriftet und stehen senkrecht. Im Hintergrund sind ein unscharfes Gebäude und Bäume zu sehen.

Warum das wichtig ist?

Weil offizielle Messstationen oft nur an wenigen Punkten stehen – meist dort, wo Grenzwerte ohnehin eingehalten werden. Bürger:innenmessungen wie diese decken dagegen auf, wo im Alltag wirklich schlechte Luft herrscht, etwa vor Schulen, Kitas oder an viel befahrenen Straßen. NO₂ ist ein gefährliches Abgas, das die Atemwege reizt und langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen kann.

Mit der Weingartenstraße haben wir ganz bewusst einen typischen Ort gewählt: zu schmal, zu laut, zu viel Verkehr – und gleichzeitig Lebensraum, Schulweg und Wohnstraße. Genau hier entscheidet sich, ob Stadtluft gesund oder krank macht.

Sobald die Auswertung der DUH vorliegt, werden wir die Ergebnisse veröffentlichen und einordnen. Klar ist schon jetzt: Saubere Luft ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht.

Mehr als nur Messen – was Offenburg jetzt braucht

Die Messaktion ist Teil unseres Engagements für eine gerechtere und klimafreundlichere Stadtentwicklung.
Denn schlechte Luft, fehlende Schulzonen und überlastete Straßen hängen unmittelbar zusammen.

Wer Kinder mit dem Auto zur Schule bringt, weil die Straßen als gefährlich gelten, verstärkt genau das Problem, das uns krank macht: Lärm, Abgase, Unsicherheit. Mit Initiativen wie „Zebrastreichen“, der Forderung nach Tempo 30 in Wohngebieten und der Einrichtung von Schulstraßen und Schulzonen setzen wir uns für eine Stadt ein, in der Kinder wieder selbstständig unterwegs sein können – und in der Atmen nicht krank macht.

Saubere Luft, sichere Wege, Schatten spendende Bäume und Raum für Begegnung gehören zusammen.
Deshalb bleibt die Weingartenstraße für uns ein Symbol: für den notwendigen Wandel, den Offenburg schaffen kann, wenn Mut, Wissenschaft und Bürgerbeteiligung zusammenkommen.

Fotos:

  1. Messort Weingartenstraße mit Verkehrs- und Baumsituation
  2. Nahaufnahme der beiden NO₂-Messröhrchen an der Haltestelle

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