Am 12. April 1945 – wenige Tage vor Kriegsende – verübte die SS in Offenburg ein grausames Verbrechen. 80 Jahre später ruft der Verein für grenzüberschreitende Erinnerungsarbeit Offenburg erneut zum Gedenken auf.
Als sich die französische Armee bereits in Rastatt befand, deportierte die SS die Häftlinge des KZ-Außenlagers in der Offenburger Prinz-Eugen-Straße in Richtung Schwarzwald. Doch zuvor wurden 41 kranke KZ-Häftlinge mit Eisenstangen und Äxten erschlagen – sie galten der SS als „nicht mehr transportfähig“. Ihre Leichen warf man auf den Waldbachfriedhof.
Diese Männer waren erst im März aus dem KZ Flossenbürg nach Offenburg gebracht worden. Ihr Auftrag: Die kriegswichtige Bahnstrecke nach Süden wieder befahrbar machen – unter Lebensgefahr. Sie entschärften Blindgänger, arbeiteten unter Bombenbeschuss, ohne Schutz. Viele überlebten die ersten Tage nicht. Mindestens 23 starben direkt nach der Ankunft und liegen ebenfalls anonym auf dem Waldbachfriedhof begraben.
Das Massaker an den kranken Häftlingen ist ein erschütterndes Beispiel für die Gewalt in der Endphase des Nationalsozialismus. Es ist die „Offenburger Variante der Todesmärsche“ – menschenverachtend, sinnlos, grausam.
Doch es gab auch einen Moment der Befreiung: Nachdem die SS ihre letzten Gefangenen per Zug auf der Schwarzwaldbahn Richtung Osten zwang und es zu einem Tieffliegerangriff kam, flohen viele SS-Leute. In Hüfingen erreichte schließlich die französische Armee die überlebenden Häftlinge und beendete ihr Martyrium.
Gedenken am 11. April 2025 – 80 Jahre danach
Der Verein für grenzüberschreitende Erinnerungsarbeit lädt die Offenburger Bevölkerung ein, sich an diesem Gedenken zu beteiligen. Die Veranstaltung findet am Freitag, den 11. April 2025, um 14:00 Uhr bei den KZ-Gräbern auf dem Waldbachfriedhof in Offenburg statt.
Gerade heute – in einer Zeit, in der Hass, Ausgrenzung und rechtsextremes Gedankengut wieder offen auftreten – ist das Erinnern kein bloßer Rückblick, sondern ein Akt der Verantwortung. Gedenken bedeutet, sich dem Heute zu stellen und dem Morgen eine Richtung zu geben.