Früher war das einfach Sommer – Wie alte Denkmuster den Klimaschutz sabotieren

Ein Kommentar von Ralph Fröhlich

Manche halten sich für besonders clever, wenn sie den Klimawandel mit einem lockeren Spruch weglächeln:

„Früher nannte man das einfach Sommer!“

So geschehen kürzlich unter einem meiner Facebook-Beiträge. Der Kommentator ist kein Unbekannter: Markus Vollmer, Ex-Bürgermeister von Ortenberg, Ex-Führungskraft mit Einfluss – und offensichtlich auch Ex-Realist, wenn es um wissenschaftlich belegte Fakten geht.

Seine Botschaft ist einfach: Das, was wir heute erleben – Hitzerekorde, Trockenstress, Starkregen, kippen­de Ökosysteme – sei ganz normal. Gab’s doch früher auch.

Dazu ein lachendes Smiley. Thema durch.

Die Strategie der Verharmlosung

Diese Art von Sprüchen ist nicht neu, aber gefährlich. Denn sie folgt einem klaren Muster:

  • Verharmlosen, was wissenschaftlich längst belegt ist.
  • Zweifel säen anhand von Einzelfällen („letztes Jahr hat’s doch auch geregnet!“).
  • Diskreditieren derer, die sich engagieren („Krakeler“, „Alarmisten“, „Klimahysteriker“).

Die Wirkung? Nicht Argumente, sondern Abwehr. Nicht Dialog, sondern Abwertung.

Und dabei geht es längst nicht mehr nur um Meinungen. Sondern um Fakten.

Offenburg fällt durch. Ortenberg auch?

Ein aktueller Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe zeigt: Auch Offenburg ist in Sachen Hitzevorsorge durchgefallen. Kein ausreichender Schatten. Kaum Trinkwasserangebote. Versiegelte Flächen. Die nächste Hitzewelle kommt – wir sind nicht vorbereitet.

Und in Ortenberg? Keine Debatte. Kein Konzept. Keine Einsicht.

Aber klar: Früher war das eben Sommer.

Die Verantwortung der Ehemaligen

Markus Vollmer war Bürgermeister. Menschen haben ihm vertraut. Auch heute hat er noch Einfluss, gerade auf die ältere Generation. Wer sich in dieser Rolle hinstellt und über den Klimawandel spottet, der handelt nicht fahrlässig – sondern aktiv verantwortungslos.

Denn wir reden hier nicht über Wetter. Wir reden über eine strukturelle Erderhitzung, verursacht durch menschliches Handeln. Wer das heute noch ignoriert oder lächerlich macht, stellt sich gegen das Wohl künftiger Generationen.

Wir müssen reden – mit den richtigen Menschen

Ich diskutiere nicht mehr mit Klimawandel-Verharmlosern, die sich mit einem Smiley auf der sicheren Seite fühlen. Ich diskutiere mit denen, die wirklich etwas verändern wollen:
Mit Eltern, die Angst haben vor der nächsten Hitzewelle im Kindergarten.
Mit Landwirt:innen, denen die Bäume verdursten.
Mit Jugendlichen, die ihre Zukunft nicht verspielt sehen wollen.

Und ja – auch mit Gemeinderät:innen in Ortenberg.

Denn die Zeiten des Wegsehens sind vorbei.

Was wir jetzt brauchen:

  • Klimaanpassungskonzepte auf Gemeindeebene
  • schattige Orte, offene Brunnen, entsiegelte Flächen
  • und Menschen, die sich für das Morgen einsetzen – statt das Gestern zu verklären

📢 Du wohnst in Ortenberg und willst etwas bewegen? Schreib uns – wir helfen gerne mit Wissen, Materialien und Strategie.

Siehe auch:

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Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Rote Zora

    Fakt ist auch, das uns das Artensterben früher töten wird als der reine Klimawandel. Aktueller Stand ist 17-18 Ernten bei einem „weiter so“, das heißt Herr Vollmer wird die Folgen selbst vermutlich auch noch spüren. Man kann nur hoffen, das genug Menschen spätestens bis zur nächsten Bundestagswahl aufwachen, sonst heißt es einfach Feierabend für alle, auch für Nazis und Kapitalisten … Ohne Pflanzen kein Leben und die sterben mit den Mikroorganismen zusammen gerade schneller aus als man fassen kann. Anpassung braucht Zeit, die geben wir der Welt nicht mehr!

  2. Ralph

    Wie meinst du das mit den 17 bis 18 Ernten?

  3. Rote Zora

    Das ist eine geschätzte Anzahl der verbleibenden Ernten, wenn Klimawandel und Artensterben so weiter gehen wie die letzte Jahre. Die Zahl war aus dem letzten „time is up“ von Mark Benecke, ursprünglich ging man bei einer Studie aus 2018 noch von 30 Jahren/60 Ernten aus.
    Danach wird man vermutlich keine Pflanzen mehr bis zur Ernte durchbringen. Aktuelle Zahlen haben zur Korrektur der Schätzung auf 18 Ernten geführt, da 2024 schon so katastrophal war und noch ein „El Niño“ Jahr. Ich hoffe wir bekommen da auch noch stichhaltigere Informationen in den nächsten Monaten, wenn wir erste Daten von diesem Jahr mit drin haben in den Klimaprognosen. Aber unabhängig davon brauchen wir eine Kehrtwende in Politik und Wirtschaft, jetzt. Jede Krise alleine verlangt schon nach einem Systemwechsel, alle zusammen müssen langsam mal reichen, um auch SPD und Grüne zur Vernunft zu bringen. Ich habe die Hoffnung für diesen Planeten noch nicht aufgegeben, auch wenn es sehr sehr düster aussieht 😅

  4. Ralph

    Und ist das eine globale Betrachtung? Oder sind das Zahlen für Deutschland?

  5. Rote Zora

    Der Bericht von 2018 war von der UN, Klimawandel ist ein globales Phänomen. Extremwetter und Artensterben sind zwar lokal, aber das passiert gerade auch überall. Ohne Bodennahrungsnetz keine Pflanzen und ohne Pflanzen sieht es düster aus. Hydrokultur ist leider auch keine Lösung, die Lösungen dafür sind alles andere als nachhaltig und die Pflanzen auch nicht wirklich nahrhaft oder gesund… wir brauchen wirklich langsam mal Maßnahmen, bisher hat keine Bundesregierung auch nur einen Anfang gemacht. Die Grünen haben dieses Jahr noch mit einer 1.5 grad Lüge Wahlkampf betrieben.

    1. Ralph

      Also: Was können wir auf lokaler Ebene bewegen? Sozusagen vom Kleinen ins Große.

  6. Rote Zora

    Finde euren Ansatz mit Stadt nerven wegen Maßnahmen wichtig. Ansonsten Mitmenschen informieren, Insekten und Tiere schützten wo es geht, vegan leben und andere davon überzeugen, Autos loswerden etc. Aber individuelle Maßnahmen werden nicht reichen, wir müssen mehr Masse gewinnen und eine Regierung bekommen, die zumindest auf deutscher Ebene mal anfängt mit Maßnahmen… schwieriges Thema. Erstmal müssen die eher progressiven Menschen verstehen, das es keine Lösung außer einem Systemwechsel gibt und nur globales Klassenbewusstsein uns noch retten kann. Ich glaube immer noch, das die Mehrheit in der Lage ist, das zu verstehen. Viele Jugendliche ham das verstanden, viele Wissenschaftler auch, daher habe ich noch Hoffnung. Mit Kapitalismus geht Überleben nicht, das ist unser sicheres Ende, ob in 9 oder 25 Jahren.

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