In Offenburg gibt es seit einiger Zeit ein Atelier, das anders ist als die klassischen Atelierräume, die man z.B. bei den Offenen Ateliers besucht. Hier hängen keine stillen Leinwände an weißen Wänden, hier stapeln sich keine Skizzenbücher und Staffeleien. Stattdessen findet man Plakate vergangener Proteste, Schablonen für Kreideaktionen, Holzherzen aus Baumschutzaktionen und Banner, die schon über Plätze und Straßen gespannt waren. Willkommen in der Protestwerkstatt – Atelier für Urban Transformation Design.

Dieses Atelier ist weniger Rückzugsort eines einzelnen Künstlers, sondern vielmehr eine Werkstatt der Gesellschaft. Hier wird sichtbar, wie kreativ Protest sein kann: Kunst im öffentlichen Raum, Kunst als Widerstand, Kunst als Einladung zum Mitmachen. Die Ästhetik des Protests ist dabei nie Selbstzweck, sondern immer Ausdruck einer Haltung – für Klimaanpassung, für soziale Gerechtigkeit, für eine demokratische Stadtgestaltung.

Wer das Protestatelier besucht, entdeckt ein Archiv des Widerstands: Plakate mit starken Parolen, Kreuze und Herzchen, die an gefällte oder bedrohte Bäume erinnern, Dokumentationen vergangener Aktionen. Doch das Atelier ist nicht nur Rückblick. Es ist auch Labor der Zukunft. Besucher:innen können selbst aktiv werden – ein Plakat gestalten, eine Kreideschablone ausprobieren, eigene Parolen an die Ideenwand schreiben.
Damit schlägt die Protestwerkstatt eine Brücke zwischen Kunst und Politik, zwischen persönlichem Ausdruck und kollektiver Transformation. Es zeigt, dass Protest mehr ist als laute Rufe auf der Straße: Protest ist auch Gestaltung, Kreativität, ein gemeinsamer Prozess, der unsere Stadt verändert.
Die KfUTD hat mit diesem Atelier einen Raum geschaffen, der längst überfällig war: einen Ort, an dem Protest als Kunstform sichtbar wird. Nicht als Beiwerk, sondern als eigenständige künstlerische Praxis, die unsere Stadtgesellschaft inspiriert und herausfordert.
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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Hallo, das ist ein sehr schöner Begriff, der der „Widerstandswerkstatt“. Mich würde nun interessieren, welche Räume diese Werkstatt nutzt, wie groß sie sind, was sie an Miete oder Pflegeaufwand fordern und wie die kfutd zu diesen Räumen kam. Die detaillierte Nachfrage deswegen, da ich aus der Erwachsenenbildung komme und weiß, dass Raumfragen die Basis sind, auf der alles weitere geschieht, aus und in denen dann Bildungsarbeit und Transformation möglich wird. Vielen Dank und beste Grüße, Claus
Lieber Claus, Eigentum verpflichtet :-). Das Haus hier, der Hinterhof, die Trockenböden gehört meiner Familie. Wir stellen mietfrei z.B. der solidarischen Landwirtschaft „SoLaVie“ Räume zur wöchentlichen Gemüseverteilung zu Verfügung. Ebenso einer Kooperative, die im Winter regelmässig Orangen importiert. Einmal die Woche treffen sich politisch interessierte Menschen bei uns im Ladengeschäft. Die Werkstatt und der Trockenboden stehen für die Planung, Gestaltung und Lagerung von Protestmaterialien zu Verfügung. Sprich, wir zahlen keine Miete, die Flächen, die uns zu Verfügung stehen sind variabel, je nach Bedarf.