Das Baumkataster der Stadt Offenburg liefert spannende Einblicke in die Baumvielfalt und deren Merkmale. Neben der geografischen Verteilung und der Baumartenvielfalt bietet vor allem der Stammumfang wertvolle Hinweise auf das Alter der Bäume. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Verteilung des Stammumfangs und wagen eine Schätzung des durchschnittlichen Alters des Baumbestands.
Inhalt
ToggleVerteilung des Stammumfangs
Die Analyse des Baumkatasters zeigt eine beeindruckende Spannbreite bei den Stammumfängen der registrierten Bäume. Die Verteilung sieht wie folgt aus:
- < 10 cm: 122 Bäume
- 10–50 cm: 3.882 Bäume
- 50–80 cm: 4.223 Bäume
- 80–120 cm: 4.335 Bäume
- 120–240 cm: 6.375 Bäume
- 240–360 cm: 1.248 Bäume
- > 360 cm: 306 Bäume
Die Mehrzahl der Bäume in Offenburg befindet sich in einem Umfangsbereich zwischen 120 und 240 cm, was auf eine größere Anzahl etablierter und ausgewachsener Bäume hinweist. Dieser Bereich umfasst oft Bäume, die seit mehreren Jahrzehnten wachsen.
Durchschnittliches Alter des Baumbestands
Basierend auf einem geschätzten Zuwachs von etwa 2 cm pro Jahr im Stammumfang ergibt sich für den gesamten Baumbestand ein durchschnittliches Alter von etwa 55 Jahren. Diese Schätzung berücksichtigt allgemeine Wachstumsbedingungen und liefert einen wertvollen Anhaltspunkt für die Einschätzung der Altersstruktur der Bäume in Offenburg.
Ein Blick auf die häufigsten Baumarten
Die häufigsten Baumarten im Offenburger Stadtgebiet zeigen eine große Vielfalt, wobei einige Arten besonders prägend sind:
- Spitzahorn: 1.966 Bäume
- Hainbuche, Weißbuche: 1.955 Bäume
- Feldahorn: 1.276 Bäume
- Gemeine Esche: 803 Bäume
- Linde: 799 Bäume
- Platane: 680 Bäume
- Vogelkirsche: 639 Bäume
- Erle: 506 Bäume
- Bergahorn: 475 Bäume
- Sandbirke, Weißbirke: 474 Bäume
Die Liste zeigt, dass robuste und anpassungsfähige Baumarten wie Ahornarten und Hainbuchen bevorzugt gepflanzt wurden.
Verknüpfung von Baumarten und Stammumfang
Eine detaillierte Analyse der Baumarten zeigt, wie unterschiedlich sich der Stammumfang innerhalb der Arten verteilt. Eine Matrix, die die Stammumfangskategorien mit den Baumarten verknüpft, offenbart interessante Muster: Der Spitzahorn ist beispielsweise sowohl in jungen als auch in älteren Größenklassen stark vertreten. Ähnlich verhält es sich mit der Hainbuche und dem Feldahorn. Dies deutet darauf hin, dass diese Arten sowohl regelmäßig nachgepflanzt als auch über lange Zeiträume erhalten bleiben.
Bedeutung des Baumbestands
Die Analyse zeigt, wie wichtig es ist, den Baumbestand zu erfassen und zu pflegen. Besonders alte Bäume sind wertvolle Klima- und Artenschutzobjekte, die es zu bewahren gilt. Gleichzeitig liefern die Daten auch Hinweise auf die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Erneuerung des Bestands durch Neupflanzungen, um langfristig ein gesundes ökologisches Gleichgewicht zu sichern.
Das Offenburger Baumkataster ist eine wertvolle Informationsquelle für den Zustand und das Alter des Baumbestands. Bei einer durchschnittlichen Altersschätzung von rund 55 Jahren zeigt sich eine stabile Struktur, doch die Pflege und der Erhalt dieser grünen Riesen erfordern kontinuierliches Engagement. Die Daten zeigen außerdem, wie wichtig es ist, systematisch Daten zu erheben und eventuelle Ungenauigkeiten zu identifizieren, um fundierte Entscheidungen zur Stadtbegrünung treffen zu können.
Einordnung des Durchschnittsalters von 55 Jahren
- Straßenbäume im städtischen Raum stehen unter erheblichem Stress:
- Begrenzter Platz für Wurzeln
- Schadstoffe durch Verkehr
- Hitzebelastung und mangelnde Bewässerung
- Studien zeigen, dass in Städten in Deutschland das Durchschnittsalter vieler Straßenbäume zwischen 40 und 60 Jahren liegt. Ein Wert von 55 Jahren liegt im oberen, noch akzeptablen Bereich.
- Bäume ab etwa 60 bis 80 Jahren gelten in urbanen Räumen als besonders anfällig für Krankheiten und Beschädigungen. Ohne konsequente Pflege steigt das Risiko von Astabbrüchen, Kronensterben oder Pilzbefall.
Offenburgs Situation im Vergleich
- Offenburgs Bestand zeigt ein hohes Alter bei vielen Bäumen mit Stammumfängen zwischen 120 und 240 cm.
- Das deutet auf eine Generation älterer Bäume hin, die teilweise kurz vor dem biologischen Maximum steht.
- Die Darstellung im Baumkataster, dass “keiner der Bäume völlig gesund ist”, könnte aus der Praxis plausibel sein: Viele Straßenbäume sind über die Jahre durch Trockenheit, Stürme und mangelnde Pflege geschwächt.
Risiken ohne gezielte Maßnahmen
Wenn ein großer Teil des Baumbestands altert und gesundheitlich beeinträchtigt ist, könnten folgende Szenarien eintreten:
- Verlust ganzer Baumreihen in den kommenden Jahrzehnten durch plötzliches Versagen (z. B. Kronenbruch bei Stürmen).
- Klimawandel-bedingte Verschärfung: Heiße Sommer und geringe Niederschläge setzen gestressten Bäumen zusätzlich zu.
- Verstärkte Schädlings- und Krankheitsprobleme, da geschwächte Bäume weniger Abwehrkräfte haben (z. B. Pilzbefall oder Massariakrankheit bei Platanen).
Lösungsansätze
- Kontinuierliche Nachpflanzungen: Ein idealer Straßenbaumbestand setzt sich aus einer Mischung alter, mittelalter und junger Bäume zusammen. Offenburg könnte gezielte Nachpflanzungen planen, um “Lücken” im Altersgefüge zu vermeiden.
- Pflegeprogramme: Investitionen in Bewässerung, Bodenverbesserungen und Rückschnitt können die Lebensdauer der Bäume verlängern.
- Klimaresistente Baumarten: Um den Bestand langfristig zu stabilisieren, könnten widerstandsfähigere Arten (z. B. Feldahorn, Amberbaum) bevorzugt gepflanzt werden.
Prognose ohne Eingreifen
Ohne konsequente Maßnahmen droht ein deutlicher Rückgang des Baumbestands innerhalb der nächsten 20–30 Jahre. Der Verlust vieler alter Bäume könnte nicht nur die Stadtgestaltung, sondern auch das Mikroklima beeinträchtigen (z. B. weniger Schatten, höhere Temperaturen im Sommer).
Fazit
Ein Durchschnittsalter von 55 Jahren bei Straßenbäumen liegt im akzeptablen Bereich, zeigt aber, dass Offenburg bald handeln muss, um eine “Alterslücke” im Bestand zu vermeiden. Ein modernes Grünflächenmanagement mit Nachpflanzungen, besserer Pflege und einer klimarobusten Artenwahl kann dafür sorgen, dass Offenburgs Bäume weiterhin zum Schutz des Stadtklimas beitragen. Dies gilt insbesondere, weil Offenburg seit 2018 nicht mehr konsquent bei Fällungen nachpflanzt (siehe Baumbilanz).