Die Oststadt von Offenburg ist ein geplanter Stadtteil aus der Gründerzeit. Östlich der Bahnlinie schließt die Oststadt an das Stadtzentrum an und reicht inzwischen über die ehemalige Kaserne bis zu den Ortsteilen Fessenbach, Zell-Weierbach und Rammerweier heran.
Seit 1880 ist so ein gut durchmischter, mulitkultureller Stadtteil mit ca. 9.000 Einwohner*innen entstanden. Mit dem Abzug der französischen Armee konnte 1995 mit der Kaserne ein wichtiger Teil der Oststadt zu einem kulturellen Zentrum, dem Kulturforum entwickelt werden.
Die freiwerdenden Wohnungen boten günstigen Wohnraum und sorgten für eine gute soziale Durchmischung.
Seit 1900 war die Weingartenstraße von einer großzügig geplanten Allee geprägt. Viele kleine Geschäfte und Werkstätten hatten sich im Quartier angesiedelt. Heute würde man von einer 15-Minuten-Stadt sprechen. Alle Bereiche des täglichen Bedarf waren abgedeckt und fussläufig zu erreichen. Motorisierten Verkehr gab es ja noch nicht. Das Leben fand im öffentlichen Raum statt.
In der Nachkriegszeit werden die Straßen allerdings dem Verkehr preis gegeben. Die Menschen und damit auch die kleinen inhabergeführten Geschäfte verschwinden aus dem Straßenbild. Wo früher mehrere Metzgereien, Bäckereien, Gemüseläden, Milchläden, Friseure und viele andere Geschäfte waren, stehen lange die Schaufenster leer, bevor die Erdgeschosse mehr und mehr zu Wohnraum umgebaut werden.
Der Verkehr in der Oststadt
Geprägt ist die Oststadt von zwei Haupverkehrsachsen, der Weingartenstraße von der Stadtmitte Richtung Zell-Weierbach (West – Ost) und der Moltkestraße als Transit von Nord nach Süd.
Durch die Verkehrsberuhigung der angrenzenden Straßen haben sich diese beiden Achsen in den letzten Jahren immer mehr zu wichtigen, gut frequentierten Hauptverkehrsstraßen entwickelt.
In der Weingartenstraße sind täglich zwischen 4.000 bis 5.000 Fahrzeuge, bis zu 500 Radfahrende und etwa 300 Fussgänger*innen (typischer Wintertag) unterwegs.
Siehe: https://telraam.net/#18/48.46895/7.95626
Die gefahrene Geschwindigkeit beträgt ca. 35 km/h (v85 für die Fachmenschen)
Das Leben im Zentrum der Oststadt
Auch wenn viele Geschäfte in den vergangenen Jahrzehnten mehr und mehr geschwunden sind, so bietet der zentrale Bereich um die Kreuzung der Weingartenstraße und Moltkestraße weiterhin ein lebhaftes Zentrum
Das Bild zeigt einen sehr weit führenden Lösungsvorschlag in der aktuellen Baumdebatte als Shared Space. Ob dies so vorstellbar ist, bedarf einer weiteren Prüfung. Die Vision dahinter ist, das Zentrum der Oststadt weiterhin durchlässig für den motorisierten Verkehr zu halten. aber auch mit Blick auf die Mobilitätswende zu entwickeln. Vorteile wären eine gute Sichtbarkeit der Geschäfte, ein flächengerechte Nutzung durch die Menschen und damit die Wiederherstellung der Lebensqualität, welche die Gründerväter und -mütter für diesen Stadtteil vorhergesehen hatten.
Etwas weniger visionär, aber für unsere Stadtplaner auch nicht wirklich denkbar ist ein Minikreisel statt Ampelanlage für die Kreuzung der beiden Verkehrsachsen. Mehrere Studien verdeutlichen die Leistungsfähigkeit und vor allem die Sicherheit entsprechend kleiner Kreisel. Diese funktionieren mit weit mehr Verkehr, als hier aktuell herrscht und der sich nach dem Wunsch des Masterplan Verkehr in Offenburg halbieren soll.
Wahrscheinlich wäre eine Kombination aus Shared Space und einem Minikreisel die Lösung für alle Zielkonflikte in diesem Bereich.
Geschäfte und Einrichtungen im Zentrum der Oststadt
In der Weingartenstraße zwischen Friedrichstraße und Brachfeldstraße und der kreuzenden Moltkestraße finden sich folgende Geschäfte und Einrichtungen des täglichen Lebens.
Lebensmittel
- Café Müller, Bäckerei
- Welling, Bäckerei
- Budni, Dorgerie und Lebensmittel
- Penny, Supermarkt
Gastronomie
- Fantasie, Pizza, Kebab
- Da Rosa, Pizza, Kebab
- Borofsky’s, Restaurant
- Wagners Kneiple
- Kik, Kultur in der Kaserne
Gesundheit & Kosmetik
- Weingarten-Apotheke
- Nagelstudio
- Physiotherapie
Handel
- Der Laden, Haushaltwaren
- Glücksgriff, Second Hand Bekleidung
- Scoutladen, Outdoor-Ausrüstung
Einrichtungen
- Stadtbibliothek
- Musikschule
- Städtische Galerie
- Volkshochschule
- Kunstschule
- Reithalle, Veranstaltungshalle
- Kindergarten
Dienstleistungen
- Sachs, Tabakwaren, Lotto, Zeitschriften
- Volksbank
- Sparkasse
- Posfiliale
- Geiger, Bestattungsinstitut
- Fahrschule
- Malerei Grün
- Astrid, Friseur
- Swan, Friseur
- Kalt, Elektrogräte und Haushaltswaren
- Fotoladenmuseum
- Personalberatung
Was ist für die Geschäfte wichtig?
Im Gespräch mit den Geschäftsbetreiber*innen geben diese an, dass ihnen eine gute Naherreichbarkeit wichtig ist. Dazu zählen auch die Parkplätze vor der Ladentür, wenn Be- und Entladen für Kund*innen im Vordergrund steht (z.B. Der Laden: Anlieferung und Abholung von Gebrauchtwaren).
Andere wiederum geben an, dass ihre Kundschaft zum größten Teil zu Fuss oder mit dem Fahrrad zum Geschäft kommt. Das deckt sich auch mit den Angaben von Kund*innen.
Besonders wichtig ist für einige Geschäfte die Lage an einer befahrenen Straße. So sehen z.B. der Tabakladen und die Bäckereien die Möglichkeit für ihre Kunden wenige Minuten zu halten und sich z.B. auf dem Weg zur Autobahn noch kurz eine Brezel oder Zigaretten holen zu können. Allerdings kommen auch deren Kunden zuallermeist zu Fuss oder mit dem Fahrrad.