Was der neue 15-Minuten-Stadt-Index über unsere Stadt verrät – und was wir daraus machen können
Ein Platz im oberen Mittelfeld – Offenburg liegt im deutschlandweiten Ranking zur 15-Minuten-Stadt auf Rang 188 von 815 Mittelstädten. Das ist nicht schlecht. Es zeigt: Die Wege des Alltags sind in Offenburg vergleichsweise gut zu bewältigen. Viele Menschen erreichen Supermärkte, Apotheken, Kitas, Bushaltestellen und Ärzt:innen noch innerhalb eines akzeptablen Radius. Aber: Gut ist nicht genug, wenn es um die Zukunft unserer Städte geht.
Denn das Konzept der 15-Minuten-Stadt – in der alle wichtigen Einrichtungen in einem Viertelstundenspaziergang erreichbar sind – ist nicht nur eine planerische Idee. Es ist eine soziale, ökologische und ökonomische Zukunftsvision: weniger Verkehr, mehr Lebensqualität, gerechtere Stadtteile. Und hier fällt auf: Offenburg schöpft sein Potenzial längst nicht aus.
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Toggle🚧 Wo klemmt’s in Offenburg?
Zentral gelegene Viertel sind gut angebunden – das stimmt. Doch mit zunehmender Entfernung zum Zentrum wächst die Lücke. Wer in Albersbösch, Uffhofen, Fessenbach oder Zunsweier wohnt, kennt die Realität: zu wenig Nahversorgung, schlechte ÖPNV-Takte, fehlende Radverbindungen und kaum attraktive Aufenthaltsorte im eigenen Quartier. Auch Spielplätze, Ärzte oder Pflegeangebote sind teils nur mit dem Auto gut erreichbar. Für eine sozial gerechte, klimaangepasste Stadtentwicklung ist das eine Baustelle.
Dazu kommt: Viele Alltagsziele werden zwar baulich geplant, aber nicht sozial gedacht. Eine neue Bushaltestelle hilft wenig, wenn sie kaum genutzt wird. Ein Supermarkt allein schafft noch kein lebendiges Quartier. Die Stadtplanung muss die Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen – und mit ihnen gemeinsam planen.
🌱 Was wäre jetzt zu tun?
Die gute Nachricht: Offenburg hat alle Voraussetzungen, eine echte Vorreiterstadt zu werden. Dafür braucht es:
- Radikale Nahversorgung: Räume für kleine Läden, medizinische Dienste, Sozialeinrichtungen und Treffpunkte – dezentral, auch in den Randquartieren.
- Konsequent autofreie Zonen: Wer weniger fährt, braucht gute Alternativen – mit sicheren Wegen, Schatten, Bänken und guter Beleuchtung.
- Wandelbare Stadtteile: Zwischennutzung statt Leerstand, Urban Gardening statt toter Wiesen, Begegnung statt Parkplätze.
- Mehr Beteiligung: Die Menschen vor Ort wissen am besten, was in ihrem Viertel fehlt – fragen wir sie!
- Klima als Kompass: Eine Stadt, die den Alltag in 15 Minuten organisieren kann, schützt nicht nur das Klima – sie schützt auch vor Hitze, Stress und sozialer Spaltung.
✊ Offenburg kann mehr – wenn wir es wollen!
Der Rang 188 zeigt: Wir stehen nicht schlecht da. Aber er zeigt auch: Wir können so viel mehr sein. Eine Stadt, in der Kinder sicher zur Schule laufen. Eine Stadt, in der Ältere spontan zum Arzt oder ins Café kommen. Eine Stadt, in der niemand mehr ein Auto braucht, um am Leben teilzuhaben.
Die 15-Minuten-Stadt ist kein utopischer Traum – sie ist machbar. Und sie beginnt genau hier: mit mutigen Entscheidungen, mit mehr Grün statt Beton, mit Räumen für Gemeinschaft, nicht für Konsum. Offenburg hat das Zeug dazu – gehen wir’s an.
Siehe auch
- https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/startseite/topmeldungen/stadt-der-viertelstunde.html
- https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2025/bbsr-online-027-2025.html;jsessionid=1088366E5BE1D17B515EBB1D2CF980EC.live21322
- https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-07/15-minuten-stadt-raumforschung-stadtplanung-alltagswege-daten?freebie=01c546d6