Offenburg erlebt aktuell eine tiefgreifende Spaltung der Gesellschaft, die sich nicht nur sozial, sondern auch demokratisch und räumlich dramatisch zuspitzt. Beim Pressegespräch des „Runden Tisches“ am 25. März 2025 präsentierte Volker Kersting, Vorstandsmitglied des Vereins für Sozialplanung e.V., erschreckende Zahlen und Fakten zur Situation in der Ortenau.
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ToggleSoziale Spaltung – Extreme zwischen Armut und Reichtum
Die soziale Kluft wird größer. Während in der Ortenau inzwischen 173 Einkommensmillionäre leben – eine der höchsten Quoten Baden-Württembergs –, stehen über 5.000 Kinder unter 15 Jahren dauerhaft auf der Schattenseite der Gesellschaft. Diese Kinder leben von einer monatlichen Grundsicherung, die lediglich 357 Euro vorsieht. Hiervon stehen monatlich nur 1,96 Euro für Bildung und kulturelle Teilhabe sowie 4,03 Euro für soziale Aktivitäten zur Verfügung – ein untragbarer Zustand, der jede gesellschaftliche Entwicklung bremst und sozialen Frieden gefährdet.
Demokratische Spaltung – Gefahr durch Rechtsruck
Parallel hierzu verschärft sich die politische Krise. Besonders beunruhigend ist der stark zunehmende Einfluss der ultrarechten AfD in bestimmten Stadtteilen Offenburgs. Bei der letzten Bundestagswahl erhielt die AfD in einzelnen Wahllokalen – wie beispielsweise Albersbösch, Uffhofen und der Konrad-Adenauer-Schule – zwischen 40 und fast 67 Prozent der Stimmen, häufig begleitet von einer niedrigen Wahlbeteiligung. Dies ist ein klares Signal, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger von demokratischen Prozessen entfremdet fühlen und sich zunehmend autoritären Lösungen zuwenden.

Räumliche Spaltung – Der Donut-Effekt
Volker Kersting veranschaulichte eindrucksvoll, wie sich soziale und demokratische Polarisierung räumlich konzentriert: Der Osten Offenburgs steht dabei auf der „Sonnenseite“ mit geringerer Armut, hoher Wahlbeteiligung und geringer AfD-Unterstützung. Demgegenüber zeigt sich in der Mitte und im Westen der Stadt ein alarmierendes Bild: extreme Armut, demokratische Frustration und eine erschreckend hohe Zustimmung zu rechtsextremen Positionen. Dieses Muster beschreibt Kersting treffend als „Donut-Effekt“.
Handlungsbedarf ist akut – jetzt gemeinsam gegensteuern!
Der „Runde Tisch“ fordert deshalb eine regelmäßige, detaillierte Beobachtung dieser Entwicklungen durch einen kommunalen Armuts- und Reichtums- oder Teilhabebericht. Dieser soll gemeinsam mit örtlichen Akteuren wie den Wohlfahrtsverbänden erstellt und öffentlich diskutiert werden. Ein solches Monitoring ist unerlässlich, um zielgerichtete Maßnahmen zur Überwindung der Spaltung zu entwickeln und umzusetzen.
Die Lage in Offenburg ist ein Weckruf für Politik und Zivilgesellschaft: Jetzt gilt es, mit konkreten, solidarischen und demokratischen Lösungen gegenzusteuern, bevor sich diese Spaltung noch weiter vertieft. Der Runde Tisch und die Konferenz für Urban Transformation Design stehen bereit, um diesen Prozess kritisch zu begleiten und aktiv mitzugestalten.