Warum wir uns in der Facebook-Gruppe „Mein Offenburg“ weiter einmischen – und wie
In Offenburg gibt es eine Facebook-Gruppe mit über 8.000 Mitgliedern, die auf den ersten Blick wie ein lokales Forum für Nachbarschaftsthemen wirkt. Sie heißt „Mein Offenburg“ – ein Name, der Nähe suggeriert, Austausch, vielleicht sogar ein bisschen Heimatliebe. Doch wer dort zu Themen wie Tempo 30, sichere Querungen oder Verkehrswende postet, erlebt oft das Gegenteil: einen digitalen Shitstorm.
Der jüngste Fall: Eine engagierte Bürgerin postet ein Video, das zeigt, wie ein Mann mit Rollator fast zehn Minuten wartet, bevor er sich über die Ortenberger Straße zum Edeka traut. Ihre Forderung: Tempo 30, ein Zebrastreifen – für mehr Sicherheit. Die Reaktion: Häme, Wut, Abwertung. Von „Propaganda“ ist die Rede, von „Faulheit“, von „Komfortzone“ – garniert mit Beleidigungen, Falschbehauptungen und einem erschreckenden Maß an sozialer Kälte.
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ToggleWas läuft da schief?
Die Gruppe „Mein Offenburg“ wird von einem anonymen Admin moderiert – oder besser: nicht moderiert. Beiträge müssen zwar freigeschaltet werden, aber in den Kommentarspalten regieren oft die Lauten, nicht die Konstruktiven. Es ist ein Echo konservativer und autozentrierter Alltagskultur, das hier gepflegt wird – eine Art digitaler Stammtisch, an dem Veränderung als Angriff auf die eigene Lebensweise empfunden wird.
Dabei zeigt die Debatte: Es geht längst nicht mehr nur um einen Zebrastreifen. Es geht um Deutungshoheit. Um die Frage: Wer darf in Offenburg bestimmen, was als Problem gilt – und wer bloß „zu bequem“ ist?
Warum wir uns trotzdem einmischen
Wir von der Konferenz für Urban Transformation Design glauben: Demokratie endet nicht an der Stadtgrenze – und auch nicht an der Kommentarspalte.
Gerade dort, wo Widerspruch laut wird, braucht es Menschen, die sachlich bleiben, zuhören, erklären, einladen. Die sich nicht ins Private zurückziehen, sondern mutig den öffentlichen Raum – auch den digitalen – für andere Perspektiven öffnen. Nicht, weil es angenehm ist. Sondern weil es notwendig ist.
Was wir daraus lernen – und was wir vorhaben
- Wir geben diesen Raum nicht kampflos auf.
Auch in der Gruppe „Mein Offenburg“ lesen viele mit, die nicht kommentieren. Unsere Beiträge, unsere Argumente, unsere Freundlichkeit haben dort Wirkung – auch wenn sie nicht immer sichtbar ist. - Wir treten an mit Empathie statt Überheblichkeit.
Wer wütend ist, will gehört werden. Wir können zuhören, ohne uns zu verbiegen. Wir fragen, statt zu belehren. Wir laden ein – zu Spaziergängen, zu Zebrastreichen, zu echten Begegnungen. - Wir dokumentieren die Debatten.
Was dort passiert, ist ein Spiegel der Stadtgesellschaft. Wir machen diese Diskurse sichtbar – auch außerhalb der Echokammer. Auf kfutd.de, bei Veranstaltungen, in Diskussionen mit Politik und Verwaltung. - Wir bleiben nicht allein.
Wenn du ähnliche Erfahrungen gemacht hast – schreib uns. Wenn du dich fragst, wie man auf solche Diskussionen reagieren kann – wir helfen gern. Wenn du selbst aktiv werden willst – willkommen!
Offenburg gehört allen – auch im Netz.
Und solange dort über sichere Wege, über Tempo 30, über Zebrastreifen gestritten wird, lohnt es sich, den Mund aufzumachen. Nicht gegen andere – sondern für ein besseres Miteinander.
Wir sind viele. Wir werden mehr. Und wir bleiben dran.
Für eine Stadt, in der Sicherheit keine Zumutung ist – sondern selbstverständlich.
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