Zebrastreifen, Protest und klare Kante – eine öffentliche Auseinandersetzung

Nach unserer Zebrastreichen-Aktion gab es auf Facebook eine kritische Reaktion, die wir nicht ignorieren wollten. Im Gegenteil: Sie war Anlass für uns, nochmal über unsere Motive, unsere Strategie – und auch unsere Wirkung – nachzudenken.

Hier dokumentieren wir die Kritik, unsere erste spontane Antwort darauf und eine weiterentwickelte Version, die unsere Haltung noch klarer auf den Punkt bringt.
Denn: Verkehrswende lebt vom Streit um die richtige Richtung – aber auch vom respektvollen Dialog.

Ein Kommentar auf Facebook

Ging es um politische Aktion oder Mitsprache in der verkehrspolitischen Sache ? Wenn ihr den inzwischen zeitlich horrenden Durchgangsverkehr in dem Bereich verändern wollt, braucht es die Eier es klar auf den Punkt zu bringen und Menschen von der Sache zu überzeugen. Hört auf politische Eiertänze aufzuführen, offensichtlich sind die nicht gefragt und die Menschen suchen sich Alternativen. Wenn ihr Verkehrspolitik in Offenburg mit punktuell politischem Austauschgeschäft machen wollt, zeugt das nicht von Argumenten, sondern mangelnder Wählerschaft. Jeder der von Ost nach West oder Nord nach Süd in Offenburg fährt, um ländliche Satelliten zu erreichen, weiß um die hiesige Verkehrspolitik und auch das ihr für diese Menschen, oder Offenburger, keine Alternativen plant, sondern Erziehung. Von Glaubwürdig zu Unglaubwürdigkeit war ein kurzer Weg für Euch, jetzt gilt es, für die Fachkräfte in der Sache, den hinterlassenen Schaden zu reparieren.

Der Versuch einer Antwort

Danke für deinen Kommentar – und ja, wir nehmen diese Kritik ernst.

Unsere Aktion „Zebrastreichen“ war bewusst ein sichtbar-politischer Eingriff in den öffentlichen Raum. Wir wollten nicht nur symbolisch markieren, dass Kinder, Familien und alle zu Fuß Gehenden mehr Platz und Sicherheit verdienen – sondern auch zeigen, dass es eben nicht nur um technischen Verkehr, sondern um Lebensqualität, Gerechtigkeit und Mitgestaltung geht.

👉 War das eine politische Aktion? Absolut.
👉 War es ein Eiertanz? Sicher nicht. Wir waren präsent, sichtbar, deutlich – und auch ansprechbar.

Aber du hast recht: Wer von Ost nach West fährt, erlebt tagtäglich, wie sehr der Durchgangsverkehr das Stadtleben dominiert – und wie wenig wirklich für Alternativen getan wird. Wenn du sagst, wir müssten die Eier haben, das klar auf den Punkt zu bringen: Challenge accepted.

Wir wollen eine Stadt, in der man sicher und entspannt zu Fuß, mit dem Rad, mit Bus & Bahn oder auch mit geteilten Autos unterwegs sein kann – ohne dass es ständig um „Erziehung“ geht. Es geht um Möglichkeiten statt Verbote. Um Mitsprache statt Durchsetzung von oben. Aber dafür müssen wir auch unbequem sein – und Aktionen wie das Zebrastreichen sind Teil dieser politischen Kommunikation.

Wenn du sagst, dass viele sich Alternativen suchen – dann heißt das für uns: Wir müssen besser erklären, worum es uns geht. Aber nicht weniger mutig sein. Und genau deshalb laden wir auch weiter zu Gesprächen ein, zu offenen Planungsprozessen und zum gemeinsamen Ringen um eine gerechte, nachhaltige Stadt.

Was uns wirklich interessiert: Was wären für dich konkrete Alternativen? Was müsste passieren, damit sich auch der Durchgangsverkehr entzerrt – ohne dass wieder die Schwächsten den Preis zahlen?

Wir haben den Eindruck: Viele wollen Veränderung – aber sie soll bitte niemandem wehtun. Das wird nicht funktionieren. Aber wenn wir ehrlich miteinander reden, könnten wir gemeinsam eine Stadt gestalten, in der sich niemand ausgeschlossen fühlt.

Und unsere Meinung

In der Tat – die Fachleute sind dran, Offenburg zu gestalten.
Der Werkzeugkoffer ist längst gefüllt: Die StVO-Novelle erlaubt neue Spielräume, der Einführungserlass des Ministeriums liegt auf dem Tisch der Stadtplaner. Und trotzdem: Es passiert wenig. Es wird gezögert, abgewartet, verschoben.

Deshalb sagen wir: Verkehrswende kommt nicht von oben. Sie muss von unten kommen.
Von Menschen, die den öffentlichen Raum neu denken, ihn in Beschlag nehmen, die aufzeigen, was fehlt – und wie es besser gehen kann.

Protest darf stören. Er muss sogar stören. Denn nur, wenn wir gewohnte Abläufe infrage stellen, fängt Bewegung an. Nur dann kommen wir raus aus der Komfortzone, rein in den Diskurs – auch, wenn der unbequem ist.

Du hast recht: Allein können weder du noch ich die Richtung ändern.
Aber das heißt nicht, dass wir den Kopf in den Sand stecken. Im Gegenteil: Gerade weil wir noch nicht die kritische Masse haben, braucht es mehr Aktionen, mehr Gespräch, mehr Beteiligung. Und auch mehr Streit um den richtigen Weg.

Denn eine gerechtere und klimagerechte Stadt wird nicht gebaut, sie wird erkämpft.

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