Offenburg glüht – und kaum jemand wird geschützt

Neuer Hitze-Check zeigt: Die Verteilung grüner Infrastruktur ist ungerecht. Jetzt braucht es einen Hitzeschutz-Plan für alle!

Mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland leben laut aktuellem „Hitze-Check 2.0“ der Deutschen Umwelthilfe in hoch belasteten Hitzegebieten – darunter auch viele Menschen in Offenburg.

Unsere Stadt schneidet mit einem Hitzebetroffenheitsindex (HBI) von 16,54 schlechter ab als Stuttgart, Freiburg oder Heidelberg. Offiziell heißt das: überdurchschnittlich stark betroffen. Was das konkret bedeutet? Extrem heiße Oberflächen, eine weitgehend versiegelte Stadtlandschaft – und viel zu wenig nutzbares Stadtgrün genau dort, wo Menschen leben, wohnen, arbeiten und sich erholen.

Grünvolumen? Ja – aber nicht für alle

Zwar verfügt Offenburg mit 2,62 m³ Grünvolumen pro m² Fläche über einen mittleren Wert im landesweiten Vergleich. Doch dieser Durchschnitt täuscht: Nur 0,47 % der Bevölkerung leben in Gebieten mit niedriger Hitzebelastung. Das ist der zweitschlechteste Wert aller untersuchten Städte in Baden-Württemberg!

Mit anderen Worten: Das vorhandene Stadtgrün ist ungleich verteilt. Die Mehrheit der Offenburger:innen bekommt von dieser „grünen Kühlung“ fast nichts ab.

Was jetzt geschehen muss: Forderungspapier der KfUTD in Arbeit

Die Konferenz für Urban Transformation Design (KfUTD) arbeitet daher an einem umfassenden Forderungspapier zur Klimaanpassung und Hitzegerechtigkeit in Offenburg. Unsere zentralen Vorschläge:

  • 🌳 30 % mehr Stadtbäume bis 2030, vor allem dort, wo heute kein Schatten ist
  • 🧱 Entsiegelung von mindestens 10 % der Verkehrs- und Parkplatzflächen, um Versickerung und Verdunstung zu ermöglichen
  • 🌡️ Flächendeckende Hitzekartierung und Ausweisung von Hitze-Hotspots in der Stadtplanung
  • 🧒 Hitzeschutz an Schulen, Kitas, Pflegeeinrichtungen – hier muss Priorität herrschen
  • 🏙️ Kühlende Stadtgestaltung: Helle Oberflächen, grüne Dächer, Solarpaneele statt Blechdächer
  • 🗣️ Bürger:innenbeteiligung an einem „Hitzeaktionsplan Offenburg“, bei dem Wissen aus der Nachbarschaft zählt

Wir sagen es, wie es ist:

Wenn die Politik jetzt nicht handelt, verschärft sich die soziale Ungleichheit im Klimawandel. Denn Hitze trifft nicht alle gleich – sondern vor allem jene, die in dichten Quartieren wohnen, keine privaten Gärten haben und kaum Möglichkeiten zur Abkühlung finden.

Der Klimawandel ist ungerecht. Die Stadt darf es nicht auch sein.

➡️ Wir fordern: Ein Recht auf Schatten, Wasser und kühle Orte für alle.
➡️ Wir laden alle Interessierten ein, sich an der weitere Ausarbeitung des folgenden Forderungspapiers zu beteiligen.

Für eine klimaresiliente Stadt, in der niemand im Sommer allein glühen muss.

🌡️ Forderungspapier der Konferenz für Urban Transformation Design (KfUTD)

Hitzegerechte Stadtentwicklung für Offenburg – Jetzt handeln!

Stand: Juni 2025
Basierend auf den aktuellen Ergebnissen des Hitze-Checks 2.0 der Deutschen Umwelthilfe

🔥 Ausgangslage

Offenburg zählt zu den Städten mit überdurchschnittlicher Hitzebelastung in Baden-Württemberg (HBI: 16,54).
Die durchschnittliche Oberflächentemperatur liegt bei 36,19 °C, 64,8 % der Flächen sind versiegelt.
Zwar weist die Stadt rechnerisch ein mittleres Grünvolumen auf (2,62 m³/m²), jedoch leben nur 0,47 % der Bevölkerung in hitzeentlasteten Gebieten.

Das bedeutet: Hitzeschutz findet statt – aber nicht dort, wo die Menschen wohnen.

🎯 Unsere Ziele

Eine klimaresiliente Stadt Offenburg, die ihre Bewohner:innen – besonders vulnerable Gruppen – wirksam vor Hitzefolgen schützt.
Eine gerechte Verteilung von Grün, Wasser und kühlen Orten im gesamten Stadtgebiet.
Eine transparente, partizipative und datenbasierte Stadtplanung, die Klima- und Gesundheitsbelange konsequent berücksichtigt.

📝 Unsere zentralen Forderungen

1. Mehr Grün, dort wo Menschen leben

  • +30 % mehr Straßenbäume bis 2030, Priorität für hitzebelastete Quartiere
  • Verpflichtende Begrünung von Neubauten (Fassaden, Dächer, Innenhöfe)
  • Ausbau öffentlicher Pocket-Parks und Entsiegelung von Schotter- und Pflasterflächen

2. Weniger Beton – mehr Durchlässigkeit

  • Entsiegelung von mindestens 10 % der Verkehrs- und Parkplatzflächen bis 2030
  • Begrenzung weiterer Versiegelung auf maximal 5 % bei Neubauvorhaben
  • Förderung wasserdurchlässiger Materialien im Straßen- und Wegebau

3. Wasser in die Stadt

  • Einrichtung temporärer und dauerhafter Trinkwasserstellen in Quartieren
  • Förderung von Wasserflächen, Nebelduschen, Sprüh-Installationen
  • Renaturierung und Offenlegung innerstädtischer Wasserläufe, wo möglich

4. Schatten ist ein Grundrecht

  • Bau von verschatteten Sitzgelegenheiten an Haltestellen, Spielplätzen, öffentlichen Plätzen
  • Baumpflanzpflicht bei jeder größeren Sanierung öffentlicher Räume
  • Förderprogramm für Sonnenschutz an Mietshäusern, Balkonen und Innenhöfen

5. Hitzeaktionsplan für Offenburg

  • Ernsthafte Umsetzung eines kommunalen Hitzeaktionsplans (Rahmenplan Hitze) in Anlehnung an Empfehlungen des Umweltbundesamts
  • Identifikation und öffentliche Kartierung von Hitze-Hotspots und deren umgehende Beseitigung
  • Entwicklung von Schutzstrategien für Schulen, Kitas, Pflegeheime und Krankenhäuser

6. Datenbasierte Stadtplanung

  • Verwendung städtischer Geodaten und Satellitenbilder zur Ermittlung von Hitzebelastung
  • Jährliche Veröffentlichung eines Hitzescores pro Stadtteil
  • Integration von Hitzeschutz in die Bauleitplanung und Flächennutzungspläne

7. Bürger:innen beteiligen

  • Aufbau eines „Hitzeschutz-Beirats“ mit Bürger:innen, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft
  • Budget für nachbarschaftliche Mikroprojekte zur Entsiegelung und Begrünung
  • Beteiligung bei der Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen

❗ Papier ist geduldig – Hitze nicht

Die Stadt Offenburg verfügt bereits über einen Rahmenplan Hitze.
Doch dieser bleibt bislang ein Papiertiger: ambitioniert im Text, aber schwach in der Umsetzung.

Auf der städtischen Klimaschutz-Website heißt es zwar, dass Maßnahmen „mittelfristig umgesetzt“ werden sollen – doch bislang scheitert es entweder am politischen Willen oder an den personellen Kapazitäten der Verwaltung. Währenddessen steigt der Hitzedruck weiter – ganz real, nicht theoretisch.

Wir sagen deutlich:
Strategien ohne Umsetzung sind ein Sicherheitsrisiko.
Klimaanpassung ohne Ressourcen ist ein leeres Versprechen.

Deshalb fordern wir:

  • Ausreichende Personalstellen in der Verwaltung, die ausschließlich dem Hitzeschutz und der klimagerechten Stadtgestaltung gewidmet sind
  • Jährliche Fortschrittsberichte zum Rahmenplan Hitze – öffentlich, transparent und unabhängig bewertet
  • Ein Sofortprogramm mit kommunalem Budget, das erste Maßnahmen umsetzt – noch vor dem nächsten Sommer

📣 Unser Appell an Verwaltung und Politik:

Hitzeschutz ist Daseinsvorsorge.
Wir fordern die Stadt Offenburg auf, die Empfehlungen dieses Forderungspapiers zu prüfen, umzusetzen – und in Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft weiterzuentwickeln.

Die KfUTD steht bereit, diesen Prozess fachlich, kommunikativ und kreativ zu begleiten.

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