Ein Cartoon-Mann mit Brille und Bart fährt mit einem roten Auto über eine Ziellinie und hebt feierlich die Faust. Ein digitaler Timer am Straßenrand zeigt "18s" an. Der Hintergrund ist bunt und energiegeladen.

Offenburg verliert die Nerven – für 18 Sekunden

Manchmal reicht ein Blick auf die Stoppuhr, um zu erkennen, wie absurd Verkehrspolitik in Deutschland geworden ist.
1,8 Kilometer misst die Strecke zwischen Offenburg und der Autobahnauffahrt. Das war bis vor Kurzem eine Zone mit Tempo 80 – eingeführt aus Gründen der Sicherheit, des Lärmschutzes und des Klimaschutzes.

Nun hat ein Gericht entschieden: Das Tempolimit muss weg.
Zurück zu Tempo 100.

Und was bringt das?
Wenn man nach dem Ortsausgangsschild sofort beschleunigt und erst kurz vor der nächsten 60er-Zone wieder vom Gas geht, spart man ganze 18 Sekunden.

Achtzehn. Sekunden.

Dafür wird jetzt ernsthaft gejubelt, Prozesse geführt, Pressearbeit betrieben und Verwaltungskapazität gebunden.
Es ist die perfekte Karikatur der deutschen Verkehrsdiskussion:

  • Für die letzten Sekunden „Fahrfreude“ wird über Sicherheit und Lebensqualität hinweggegangen.
  • Für das Prinzip „freie Fahrt“ wird Klimaanpassung ausgebremst.
  • Für Symbolpolitik wird Vernunft geopfert.

Man fragt sich: Was sagt das über eine Stadt aus, die sich Klimaanpassung auf die Fahnen schreibt, aber bei 1,8 Kilometern den Rückwärtsgang einlegt?

Vielleicht wäre es ehrlicher zu sagen:

„Offenburg fährt nicht nach vorn – Offenburg fährt nur schneller los.“

Der Streit um das Tempolimit ist kein Nebenschauplatz. Er zeigt, wie schwer sich Kommunen tun, ihre eigenen Ziele ernst zu nehmen. Tempo 80 war kein Gängelband, sondern ein Beitrag zu einer ruhigeren, sichereren und klimafreundlicheren Stadt.

Jetzt ist das Signal klar:
Lärm darf wieder lauter, Luft wieder schlechter und Raserei wieder normal sein – alles für 18 Sekunden Zeitgewinn.

Einmal mehr zeigt sich: Die Verkehrswende scheitert nicht an der Technik, sondern am Ego, deren, die es sich leisten können, kostengünstig zu klagen.

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