Gegen Wahlen – Warum Abstimmen nicht demokratisch ist.

Wie soll der Staat mit all diesen mündigen Bürgern umgehen, die heute an der Seitenlinie stehen und schreien?

Erstens: mit Freude statt mit Misstrauen, Denn hinter allem Zorn, sowohl online als offline, verbirgt sich etwas Positives, nämlich Anteilnahme. Es ist ein Geschenk mit Stacheldraht. Gleichgültigkeit wäre viel schlimmer.

Zweitens: indem er lernt, loszulassen. Indem er dem Bürger nicht alles abzunehmen versucht. Der Bürger ist weder Kind noch Kunde. Zu Beginn des dritten Jahrtausends sind die Verhältnisse horizontaler.

Gegen Wahlen, Warum Abstimmen nicht demokratisch ist, David Van Reybrouck, Wallstein Verlag, 8. Auflage 2022, Seite 155

In unserem aktuellen politischen Klima, in dem Entfremdung und Frustration gegenüber dem demokratischen Prozess allgegenwärtig sind, bietet David Van Reybroucks “Gegen Wahlen” eine provokative und dennoch überzeugende Perspektive auf die Erneuerung der Demokratie. Van Reybrouck argumentiert eindrucksvoll, dass das herkömmliche Wahlsystem, eine Säule der modernen Demokratie, paradoxerweise zur politischen Apathie und zum Verlust des Bürgervertrauens beiträgt. Seine Lösung? Die Wiederbelebung einer Praxis aus der antiken Demokratie Athens: das Losverfahren zur Auswahl politischer Vertreter.

Diese Methode, argumentiert Van Reybrouck, könnte die Brücke bauen, die unsere zunehmend fragmentierten Gesellschaften benötigen, um eine echte repräsentative Demokratie zu verwirklichen. Durch die zufällige Auswahl von Bürgern, die politische Ämter ausüben, könnten wir eine Demokratie schaffen, die wirklich von der Vielfalt und der Ganzheit der Gesellschaft getragen wird. Ein solches System fördert nicht nur eine breitere Beteiligung der Bürger am politischen Prozess, sondern trägt auch dazu bei, die Macht monopolisierenden politischen Eliten entgegenzuwirken.

Van Reybroucks Vorschlag ist weit mehr als eine nostalgische Rückkehr zu den Ursprüngen der Demokratie. Es ist ein Aufruf zum Handeln, ein Plädoyer für eine tiefgreifende Erneuerung unserer demokratischen Institutionen. “Gegen Wahlen” fordert uns auf, über den Tellerrand hinauszuschauen und zu erkennen, dass für die Rettung der Demokratie eine breitere Beteiligung der Bürger unerlässlich ist. Es ist Zeit, die demokratische Teilhabe neu zu denken und Mechanismen zu schaffen, die allen Bürgern nicht nur eine Stimme, sondern auch eine echte Möglichkeit zur Teilnahme bieten. In einer Zeit, in der die repräsentative Demokratie unter Beschuss steht, könnte Van Reybroucks Vision eines durch Losverfahren gestärkten politischen Systems ein leuchtender Wegweiser sein.

Das Buch hat eine Debatte über die Zukunft der Demokratie angestoßen und sowohl Zustimmung als auch Kritik erfahren. Befürworter van Reybroucks Thesen sehen in seinem Buch einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung der Demokratie. Kritiker hingegen bezweifeln, dass die von ihm vorgeschlagenen Alternativen zu Wahlen praktikabel und effektiv sind.

Weitere Informationen zum Buch:

Bezugsquelle:

  • https://buchhandlung-akzente.buchkatalog.de/gegen-wahlen-9783835318717
  • https://buecher-roth.buchhandlung.de/shop/article/29789014/david_van_reybrouck_gegen_wahlen.html
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