Windkraft und die Angst vor Veränderung – Warum rechte Parteien die Energiewende blockieren

Als Konferenz für Urban Transformation Design (KfUTD) setzen wir uns für eine gerechte und nachhaltige Stadtentwicklung ein. Ob es um flächengerechte Verkehrswende, klimaangepasste Stadtplanung oder soziale Gerechtigkeit geht – immer wieder stoßen wir auf dasselbe Problem: Die notwendigen Veränderungen werden blockiert, weil sie Unbehagen auslösen.

Ein besonders deutliches Beispiel ist die Windkraft. Obwohl sie eine der effizientesten und klimafreundlichsten Energiequellen ist, werden neue Anlagen immer wieder mit emotionalen und irrationalen Argumenten bekämpft. Insbesondere rechte Parteien instrumentalisieren diese Ablehnung, um Ängste zu schüren und das Vertrauen in politische Entscheidungsprozesse zu zerstören. Doch warum eigentlich? Und wie können wir dagegen argumentieren?

Windkraft als Schlüssel zur Energiewende

Die Klimakrise zwingt uns zum Umdenken – auch in Offenburg. Während wir die Solarkapazitäten ausbauen, hinkt der Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg massiv hinterher. Das hat mehrere Gründe: schwierige Genehmigungsverfahren, wirtschaftliche Interessen der fossilen Industrie, aber auch der Widerstand vieler Bürger:innen gegen Anlagen in ihrer Nähe.

Dabei steht fest:
Ohne einer Symbiose aus Windkraft und Photovoltaik keine Energiewende. Beides liefert nicht kontinuierlich Strom – da Sonne und Wind wetterabhängig sind. Es ergänzt sich dafür gut.
Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist teurer. Extremwetter, Dürren und Hochwasser verursachen Schäden in Milliardenhöhe. Windkraft ist eine langfristig günstige und klimafreundliche Alternative.
Jede Region muss ihren Beitrag leisten. Es ist nicht fair, sich auf Windräder an der Küste zu verlassen und selbst keine bauen zu wollen.

Wie rechte Parteien Ängste nutzen

Die Ablehnung von Windkraftanlagen wird oft von rechten Gruppen befeuert. Ihre Strategie ist einfach: Sie schüren Angst vor Veränderung und verbreiten falsche Informationen, um gesellschaftliche Spaltung zu verstärken. Typische Narrative sind:

„Windkraft zerstört unsere Landschaft!“
➡️ Die Landschaft verändert sich ständig. Windräder sind reversibel – Steinbrüche, Autobahnen und Tagebaue hingegen nicht.

„Windräder machen krank!“
➡️ Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Infraschall in üblichen Abständen keine gesundheitlichen Auswirkungen hat.

„Die Vögel sterben massenhaft!“
➡️ Glasfassaden, Straßenverkehr, Silversterfeuerwerk und Hauskatzen töten ein Vielfaches mehr an Vögeln als Windräder.

„Windkraft ist ineffizient!“
➡️ Moderne Windräder sind eine der effizientesten Energiequellen – und wirtschaftlicher als viele fossile Alternativen.

Diese Argumente werden nicht aus ehrlichem Umweltinteresse vorgebracht, sondern dienen dazu, den Fortschritt zu sabotieren. Rechte Parteien haben kein Interesse an einer gerechteren oder nachhaltigeren Gesellschaft – sie verteidigen den Status quo, der die Klimakrise verursacht hat.

Wie kann eine gerechte Energiewende aussehen?

Die Ablehnung von Windkraft kommt oft aus einem Gefühl der Ohnmacht: Die Energiewende wird als von oben verordnet wahrgenommen, während Bürger:innen keinen Einfluss haben. Hier setzt die urbane Transformation an:

✔️ Bürgerwindparks fördern: Wenn Menschen finanziell an Windkraftprojekten beteiligt sind, steigt die Akzeptanz. In Dänemark müssen Anwohner:innen Anteile an Windparks bekommen – ein Modell auch für Deutschland?

✔️ Planung transparenter machen: Zu oft fühlen sich Gemeinden übergangen. Frühzeitige Bürgerbeteiligung und klare Kommunikation können Widerstand abbauen.

✔️ Lokale Energiegewinnung als Chance sehen: Kommunen profitieren wirtschaftlich von Windkraft – durch Pachteinnahmen, Gewerbesteuer und oft günstigeren Strom für Anwohner:innen.

Was bedeutet das für Offenburg und die KfUTD?

Unsere Stadt steht vor ähnlichen Herausforderungen. Ob beim Protest für mehr Verkehrsberuhigung oder gegen Baumfällungen für breitere Straßen – es zeigt sich immer wieder, dass Veränderung Konflikte auslöst. Doch ohne Veränderungen gibt es keinen Fortschritt.

Genauso wie wir für eine faire Verteilung des öffentlichen Raums kämpfen, müssen wir auch für eine gerechte Energiewende eintreten. Dazu gehört, nicht nur den Ausbau der Windkraft zu unterstützen, sondern auch die Argumente rechter Parteien zu entlarven.

Diskutieren wir über Windkraft mit Fakten, nicht mit Angst.
Fordern wir eine Energiewende, die nicht nur klimafreundlich, sondern auch sozial gerecht ist.
Lassen wir uns nicht spalten, sondern entwickeln gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige Zukunft.

Denn das Klima wartet nicht darauf, dass wir uns einig werden.

Naturschutz und Windkraft – Wie lassen sich Konflikte vermeiden?

Ein berechtigter Kritikpunkt an der aktuellen Windkraftplanung ist, dass oft standardisierte Verfahren angewendet werden, die nicht ausreichend auf die lokalen Gegebenheiten eingehen. Besonders in unserer Region am Rande des mittleren Schwarzwalds stellt sich die Frage: Wie können wir die Energiewende umsetzen, ohne unnötig wertvolle Waldflächen zu opfern?

Hier gibt es mehrere Probleme:

1️⃣ Zu viel Waldrodung für standardisierte Zufahrten – Anstatt bestehende Forstwege anzupassen, werden oft großzügige Trassen für den Transport der Bauteile neu angelegt.
2️⃣ Nicht jeder Standort ist geeignet – Pauschale Mindestabstände und Standardstandorte ignorieren oft, dass alternative Flächen besser geeignet wären.
3️⃣ Naturschutzkonflikte – Manche Standorte gefährden sensible Ökosysteme, während andere Standorte mit weniger Eingriffen möglich wären.

Doch statt Windkraft grundsätzlich abzulehnen, braucht es eine klügere Planung. Dazu gehören:

Flexiblere Verfahren: Weg von Standardlösungen hin zu individuellen Standortbewertungen. Windräder müssen dort entstehen, wo sie ökologisch und energetisch sinnvoll sind – nicht nur dort, wo Genehmigungsverfahren einfacher sind.

Mehr Wiederaufforstung: Wenn für Windräder Wald gerodet werden muss, sollte es eine verbindliche Pflicht zur Aufforstung an anderer Stelle geben.

Bessere Nutzung bereits genutzter Flächen: Statt tief in Waldgebiete einzudringen, sollten Vorrangzonen auf bereits genutzten Flächen wie entlang von Autobahnen oder auf ehemaligen Industrieflächen verstärkt in den Fokus rücken.

Lokale Mitsprache stärken: Wenn Bürger:innen in den Entscheidungsprozess eingebunden werden, lassen sich nachhaltigere Lösungen finden. Statt eines pauschalen „Ja oder Nein“ braucht es die Frage: Wie kann Windkraft hier am besten umgesetzt werden?

Für uns bei der KfUTD ist klar: Die Energiewende darf nicht gegen den Naturschutz ausgespielt werden. Windkraft ist notwendig – aber sie muss intelligent, standortspezifisch und umweltverträglich geplant werden.

Warum dieser Artikel, diese Positionierung?

Die Windmühlen der Schande, so brüllt es aus der rechten Ecke. Immer wieder werden wir angesprochen, warum wir uns als Baumretter:innen nicht stärker gegen Windräder im Schwarzwald einsetzen. Da wir diese auch nicht schön halten, aber durchaus verstehen, dass wir einen Weg zur Energiewende brauchen, glaube wir, dass wir uns hier positionieren sollen. Viele der vermeintlichen Gegenargumente kommen von rechtse und wiegeln selbst vernünftige Menschen gegen die Energiewende auf. Und dann stehen die bei uns und wollen über Bäume diskutieren…

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