🎖️ Veteranentag in Offenburg – wo bleibt der Raum für kritische Stimmen?

Am 15. Juni 2025 wurde in Deutschland erstmals der Nationale Veteranentag begangen. Auch Offenburg war Teil dieses Tages, mit einem öffentlichen Fest auf dem Marktplatz – organisiert von Stadtverwaltung, Bundeswehr und weiteren Akteuren. Blasmusik, Linedance, Kinderaktionen und Militärfahrzeuge prägten das Bild. Viele Bürger:innen kamen, schauten, diskutierten.

Was allerdings in keinem der offiziellen Berichte der örtlichen Presse erwähnt wurde:
Eine eindrĂĽckliche Protestaktion auf der BĂĽhne.
Ein Transparent mit der Aufschrift „Kriegstreiber:innen an die Front – Krieg dem Krieg!“ wurde von Aktivist:innen hochgehalten – mitten im laufenden Programm. Die Aktion dauerte mehrere Minuten und fand sichtbar auf derselben Bühne statt, auf der zuvor der Veteranentag eröffnet wurde.

Stille rund um den Protest

Weder das Offenburger Tageblatt noch die Badische Zeitung berichteten darüber inhaltlich. Zwar wurde der Aufruf der Linksjugend Ortenau zur Demonstration im Vorfeld knapp erwähnt, doch der Protest selbst – sichtbar, laut, provokant – blieb in der Berichterstattung unerwähnt.

Das wirft Fragen auf:

  • Warum wird ein solcher Moment des zivilgesellschaftlichen Widerspruchs verschwiegen?
  • Warum ist der öffentliche Raum fĂĽr militärisches Gerät offen – fĂĽr Kritik daran jedoch nicht?

Mehrstimmigkeit statt Harmonie

Wir wollen an dieser Stelle nicht über die Bundeswehr als Institution urteilen. Wir führen keine Debatte über Sinn und Unsinn militärischer Einsätze oder über aktuelle Kriege. Das ist ein anderes, komplexes Feld.

Aber wir wollen klar sagen:
Eine Gesellschaft, die sich dem Frieden verpflichtet fühlt, braucht offene Räume für unterschiedliche Perspektiven.
Dazu gehört auch die kritische Auseinandersetzung mit staatlichen Symboltagen – vor allem, wenn diese mit Inszenierungen militärischer Macht verbunden sind und Kinder auf Einladung der Stadt in gepanzerte Fahrzeuge steigen.

Demokratie bedeutet Streitkultur

Ob man die Aktion auf der Bühne nun angemessen fand oder nicht: Sie ist Ausdruck einer berechtigten Sichtweise. Eine, die Angst vor Aufrüstung und Kriegspropaganda hat. Eine, die sich für Alternativen zu militärischer Logik stark macht. Und: Eine, die ebenso Teil des demokratischen Diskurses sein muss wie Dankbarkeit gegenüber Menschen in Uniform.

Wer nur eine Seite zeigt – und andere systematisch ausblendet – betreibt keine Berichterstattung, sondern Meinungsmache.
Eine lebendige Demokratie muss das aushalten. Und auch wollen.

Lasst uns streiten. Mit Argumenten. Mit Respekt. Und mit dem festen Ziel: Eine friedlichere Welt fĂĽr alle.

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Bramowski, Richard

    Liebe Freunde- ich konnte eurer Protestaktion beiwohnen,aber ich finde es nicht positiv,wenn Veranstaltungen anderer Gruppuerungen gestört werden.
    Zu euren Veranstakhungen kommt dich auch nicht die Bundeswehr,die Stadtverwaltung oder Reservisten und stören.
    Aber ich gebe euch mal den Tip- geht zu einem der Feste der Hells Angeks in Lahr und ich weiĂź nicht,ob ihr da so nett behandelt werdet wie in Offenburg.

    1. Ralph

      Guten Morgen Richard,
      danke für deine Rückmeldung. Zur Klärung: Das war nicht unsere Aktion, wir berichten nur darüber. Wir haben auch noch nicht herausgefunden, wer hinter der Aktion steht, konnten aber aus dem Publikum die Fotos machen und den Vorgang beobachten.
      Schöne Grüße
      Ralph

  2. Rote Zora

    Auch wir waren vor Ort, um friedlich gegen die Militarisierung zu demonstrieren. Wir hatten eine angemeldete Kundgebung, haben die Vorgaben von Polizei und BW brav befolgt und trotzdem wurden die Redebeiträge durch uniformierte Reservisten gestört… Demokratieverständnis gibt es nicht bei dieser Fraktion. Die Störaktion der ortsfremden Gruppe ging auch noch weiter, die Genossen haben danach versucht, mit Banner und einer Rauchfackel auf eines der Fahrzeuge zu kommen.
    Die Security war eindeutig der rechten Szene angehörig und einer von ihnen hat eine Person bei der Störaktion gewaltsam von dem Kran gerissen ohne jegliche Rücksicht auf körperliche Verhältnisse und war bis zu unserem Eingreifen und dem Eintreffen der Polizei sehr aggressiv. Alles in allem eine lehrreiche Veranstaltung, Polizei ist auch hier kein Schutz, selbst wenn man nur friedlich im Rahmen seiner legalen Möglichkeiten protestiert, man muss noch nicht einmal zivilen Ungehorsam leisten…

    1. Ralph

      Spannend… auf Nachfrage bei der BZ, die will da nix gesehen haben. Kaum zu glauben.

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