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Das Landrät-Team

Wir möchten uns für das Amt des Landrats bewerben. Wir sind der Überzeugung, dass es Veränderung braucht, um die zukünftigen Herausforderungen, die die Ortenau und ihre Bürger betreffen, zu meistern. Diese Veränderungen fangen auch beim Posten des Landerats an. Deshalb kandidieren wir als paritätisch besetzte Doppelspitze, um diesen Wunsch nach Veränderung sowie der von vielen weiteren Menschen zu unterstreichen.

Ein Landrat besitzt viel Macht und trägt große Verantwortung. Damit diese nicht ausgenutzt wird, würde ein Teamansatz die Transparenz und Kontrolle verbessern. Die gegenseitige Überwachung und der Austausch von Meinungen und Ideen führen zu einem höheren Maß an Verantwortlichkeit und Transparenz. Dies stärkt das Vertrauen der Bürger in die Verwaltung. Das braucht es nun auch dringend, da in den letzten 5 Jahren das Vertrauen in die Verwaltung durch verschiedene Aktionen (Grossmanngelände, versuchte Einschränkung des Anfragerechts, Klinikschließung durch Eilentscheidung in der Pandemie etc.) in der Öffentlichkeit erschüttert wurde. Eine paritätisch besetze Doppelspitze würde u.A. auch die Gleichberechtigung im Kreis weiter vorantreiben und die eher männerdominierten Strukturen entflechten.
Die Landräte der Ortenau waren bisher Männer mit sehr ähnlicher Lebensperspektive, Verwaltungsexperten oder Juristen mit wahrscheinlich gutem Verdienst im mittlerem Alter. Dadurch fallen andere Lebenserfahrungen unter den Tisch. Dem wollen wir mit unserer Kandidatur entgegenwirken.

Wir, das sind Jana Schwab und Ralph Fröhlich, möchten uns jetzt persönlich vorstellen und Ihnen erläutern, weshalb wir antreten:

Ich bin Jana Schwab und kandidiere, weil ich mit meinen erst 23 Jahren zu jung wäre, um mich für das Amt des Landrats aufstellen zu lassen. Die Altersgrenze von 30 Jahren kritisieren wir, da damit unterstellt wird, dass es nicht möglich sei, dass jemand unter 30 Jahren für dieses Amt geeignet sein könnte. In unseren Augen sollte das aber die Entscheidung der Wähler sein. Ich kandidiere als junge Frau, die aus einer Arbeiterfamilie kommt und zurzeit im Handwerk arbeitet. Damit habe ich eine ganz andere Lebensrealität als die bisherigen Landräte. Es ist wichtig, dass verschiedene Lebenserfahrungen in der Politik vertreten sind. Nur so können wir eine Ortenau für alle schaffen. Junge Menschen, Frauen, „Arbeiterberufe”, alte Menschen und Menschen mit Beeinträchtigung sind im Kreistag sehr unterrepräsentiert. Dabei sind ihre Erfahrungen wichtig, um alle Probleme zu sehen, die es in der Ortenau gibt. Trotz meiner jungen Jahre setze ich mich schon seit längerer Zeit u.A. für eine gute Gesundheitsversorgung, die Verkehrswende sowie für mehr Demokratie und Mitspracherechte in der Ortenau ein. Gerade durch den Abbau der Gesundheitsversorgung durch lokale Krankenhausschließungen, landesweite Sparpläne und bundesweite Vorgaben wurde ich politisiert. Deshalb wären diese Themen auch meine Fokusthemen im künftigen Landräteteam.

Ich bin Ralph Fröhlich und kandiere, weil ich durch die Baumpetition, die ich ins Leben gerufen habe, merkte, dass es in puncto Demokratie noch große Defizite in der Ortenau gibt. Dabei kann ich auf langjährige Pfadfindererfahrungen zurückgreifen, wo gute basisdemokratische Strukturen etabliert und aufgebaut wurden. Diese Erfahrungen möchte ich gerne miteinbringen und die Ortenau demokratisieren. Für mich ist es wichtig, dass die Zivilgesellschaft gestärkt, ihre Stimme gehört und intensiver in den politischen Entscheidungsprozess miteingebunden wird. Als Landräteteam gilt es, diesen Stimmen und Stellungnahmen in der politischen Debatte ein größeres Gehör zu verleihen.

Gleichzeitig leben wir in dem Bewusstsein, dass Demokratie niemals perfekt oder fertig ist und dass wir aufgefordert sind, immer weiter daran zu arbeiten. Wir wissen um die Errungenschaften, ebenso um die Herausforderungen und Schwierigkeiten der Demokratie.

Dabei eilt die Zeit, denn die Auswirkungen der Klimakrise und die Gefahren für die Demokratie werden immer deutlicher. Wir dürfen im Kampf gegen die klimatischen Veränderungen und dem zunehmenden Wohlstandsverlust breiter Gesellschaftsschichten niemanden zurücklassen. Um dem entgegenzuwirken braucht es jetzt eine Verkehrswende in der Ortenau, weg von einer Autofokussierung und hin zu einer Mobilität für ALLE. Das bedeutet konkret einen Halbstundentakt, ein Straßenbahnnetz und der Stopp der Flächenversieglung durch den Bau neuer Autostraßen. Diese Verkehrswende braucht es nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus sozialen Gründen. Denn nur so erhalten all jene, die kein Geld für ein Auto haben oder kein Auto fahren können, Zugang zur Mobilität. Dabei hängt das Thema Verkehr auch direkt mit dem Thema Mieten zusammen.
Wenn sich Menschen immer weniger die hohen Mieten in den großen Kreisstädten leisten können, ziehen sie aufs Land. Dort aber ist der Nahverkehr meist schlecht ausgebaut. Das wiederum zwingt sie, aufs Auto umzusteigen, was mehr Verkehr und Kosten verursacht.

Der Kreis muss also künftig innovativer Denken. Eine kreiseigene Wohnungsgesellschaft könnte den kommunalen Wohnungsbau unterstützen und Leerstand bekämpfen, indem er aufgekauft wird und somit die Mietpreise in der Ortenau dauerhaft senken.

Dabei sind es nicht nur die Menschen, die von einer Verkehrswende und einer Wohnung nahe am Arbeitsplatz profitieren, sondern auch die Wirtschaft. Durch niedrige Mieten und niedrige Ausgaben für den Weg zur Arbeit sinken die Lebenshaltungskosten, was wiederum Fachkräfte für Firmen anlockt.

Dafür braucht es Menschen in der Position des Landrats, die die Veränderung vorantreiben und dabei schauen, dass die Menschen mitgenommen werden. Demokratische Beteiligung wird bei uns deshalb groß geschrieben. Veränderung wie eine Energiewende darf dabei nicht auf Kosten derjenige geschehen, die jetzt schon hohe Preise zahlen. Eine ökologische Wende muss Hand in Hand mit sozialer Gerechtigkeit einhergehen.

Um solche Menschen in die Position des Landrats zu bekommen, brauchen wir eine Änderung, wie und wer für den Landrat gewählt werden kann. Wir kritisieren dabei, dass der Landrat weder von der Bevölkerung gewählt werden kann, wie es in manchen Bundesländern der Fall ist, noch, dass die Möglichkeit besteht, den Landrat durch die Bevölkerung abzuwählen. Weiter sollten alle Menschen, die schon länger in der Ortenau leben, ihren Landrat auch wählen dürfen. Das inkludiert auch jene, die hier arbeiten und Steuern zahlen, aber keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Außerdem sollte ein solcher Posten mit derart Macht nicht alleine besetzt werden. Deshalb plädieren wir für ein paritätisch besetztes Landräteteam.

Abschließend möchten wir noch anmerken, dass aus unserer Sicht Demokratie und die Entscheidungen nicht hauptsächlich in den Parlamenten gemacht werden, sondern auf der Straße. Seit jeher ändern sich Dinge, weil es soziale, ökologische und demokratische Bewegungen auf der Straße gibt, sowohl in ganz Deutschland als auch in der Ortenau. Eine Ortenau ohne diese Bewegungen wäre nicht vorstellbar. Oft wird allerdings “die Geschichte geschrieben”, als wären einzelne Männer dafür verantwortlich. Hier zitieren wir gerne Brecht: “Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?”. Die Ortenau, so wie sie heute ist, ist Ergebnis vieler Menschen, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Für jede Entscheidung wurde gekämpft und gerungen. Diesen Verdienst sollten wir nicht aberkennen. Zukünftige Landräte sollten das berücksichtigen, indem sie soziale Bewegungen mit in den politischen Entscheidungsprozess einbeziehen.

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