In Offenburg stehen wir an einem Scheidepunkt. Auf der einen Seite liegt ein Verkehrsgutachten, das für den geplanten Autobahnzubringer erstellt wurde. Es beschreibt eine Zukunft voller wachsender Autoverkehre, mehr Lärm, mehr Durchgangsverkehr und die Notwendigkeit, neue vierspurige Straßen zu bauen.
Auf der anderen Seite steht der Masterplan Verkehr der Stadt Offenburg – ein demokratisch abgestimmtes Leitbild, das genau das Gegenteil will: weniger Autoverkehr, mehr Lebensqualität, mehr Grün, mehr Sicherheit, mehr Stadt.
Beide Zukünfte schließen sich gegenseitig aus. Und genau deshalb müssen wir uns fragen: Welchem Weg will Offenburg wirklich folgen?
Inhalt
Toggle1. Das Verkehrsgutachten: Offenburg 2040 als verlängerte Autobahnabfahrt
Das Gutachten rechnet mit einer Zukunft, in der:
- deutlich mehr Autos unterwegs sind als heute,
- der LKW-Verkehr weiter steigt,
- die B33/B3 als Hauptschlagader immer weiter an ihre Grenzen stößt,
- die A5 noch mehr Verkehr anzieht,
- und das gesamte System ohne eine neue, vierspurige Straße zu kollabieren droht.
Die zentrale Setzung lautet: „Mehr Verkehr ist unvermeidbar – also müssen wir mehr Straßen bauen.“
Diese Logik stammt aus einer Zeit, in der Klimaschutz Nebensache war, Städte am Reißbrett für Autos entworfen wurden und Lebensqualität hinter Durchfahrtszahlen zurückstehen musste.
In diesem Zukunftsbild wird Offenburg zu einer verlängerten Autobahnabfahrt. Ein Ort, der vor allem Verkehr durchleitet – und dafür immer neue Flächen opfert.
2. Der Masterplan Verkehr: Offenburg als lebenswerte, klimaresiliente Stadt
Der politisch beschlossene Masterplan Verkehr verfolgt ein komplett anderes Zielbild:
- Reduktion des motorisierten Individualverkehrs
- Stärkung von Rad-, Fuß- und Busverkehr
- Aufenthaltsqualität statt Durchfahrtsfunktion
- Klimaschutz und Resilienz als Grundlage jeder Planung
- Flächengerechtigkeit statt Flächenverbrauch
- Lebendige Stadtteile statt immer breiterer Straßen
- weniger Lärm, mehr Sicherheit, mehr Grün
Kurz gesagt:
Der Masterplan plant die Verkehrswende.
Das Gutachten plant die Vergangenheit.
3. Der zentrale Konflikt: Zwei Modelle, die niemals gleichzeitig funktionieren
Hier prallen zwei unvereinbare Zukunftsbilder aufeinander:
Das Gutachten sagt:
„Der Autoverkehr steigt – deshalb müssen wir größer bauen.“
Der Masterplan sagt:
„Der Autoverkehr muss sinken – damit wir lebenswerter werden.“
Diese Aussagen stehen sich diametral gegenüber. Entweder wir akzeptieren den prognostizierten Mehrverkehr – oder wir gestalten die Verkehrswende.
Beides gleichzeitig geht nicht.
4. Welcher Weg entspricht den Zielen der Stadt?
Die Stadt Offenburg hat sich bereits entschieden – zumindest auf dem Papier:
- Klimaanpassung ist Pflicht, nicht Kür.
- Der Verkehrsraum soll gerechter verteilt werden.
- Der Umweltverbund (Fuß, Rad, Bus) bekommt Priorität.
- Neue Versiegelung soll vermieden werden.
- Der öffentliche Raum soll Ort der Begegnung sein – nicht der Durchfahrt.
- Stadtteile wie Elgersweier sollen vom Verkehr entlastet, nicht umfahren werden.
- Jedes Planungsziel zielt auf weniger Autos statt mehr.
Eine vierspurige Neubaustrecke passt zu keinem dieser Ziele.
Sie wäre nicht nur ein Rückschritt – sie würde auch die Beschlüsse der Stadt direkt unterlaufen.
5. Offenburg steht jetzt vor einer Richtungsentscheidung
Der Bürgerentscheid ist nicht nur eine Frage von Flächen, Landschaft oder Gewerbegebiet.
Er ist eine Frage von Stadtpolitik:
Wollen wir eine Stadt, die ihre Klimaziele ernst nimmt?
Oder kehren wir zurück zu einer Verkehrspolitik, die längst aus der Zeit gefallen ist?
Wenn wir den Masterplan Verkehr ernst nehmen – also die eigene Zukunftsvorstellung der Stadt – dann ist klar:
Ein neuer Autobahnzubringer passt nicht zu den Zielen Offenburgs. Er würde sie sogar unmöglich machen.
Fazit: Offenburg braucht die Zukunft des Masterplans – nicht die Zukunft des Gutachtens
Die Frage ist nicht, wie wir den Verkehr von 2040 bewältigen.
Die Frage ist: Welchen Verkehr wollen wir 2040 überhaupt haben?
Der Masterplan gibt die Antwort:
Eine Stadt, die leiser, grüner, sicherer und gerechter ist.
Das Gutachten gibt eine andere:
Eine Stadt, die für mehr Autoverkehr gerüstet sein muss.
Offenburg kann nur eine dieser beiden Realitäten wählen.
Und wir sollten uns nicht von Prognosen der Vergangenheit die Zukunft nehmen lassen.
Quellen
Beitragsbild: https://www.proflog.de/wordpress/?p=990
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