Bürgerbeteiligung ist mehr als ein Schlagwort – sie ist essenziell für eine lebendige Demokratie. Doch in Zeiten wachsender sozialer Spaltung und schwindenden Vertrauens in politische Institutionen scheint genau diese Beteiligung ins Stocken zu geraten. In Offenburg fordern wir seit Langem, dass es mehr und bessere Beteiligungsformate braucht. Eine Betrachtung von Anni Schlumberger und Hannes Schuster im Netzwerk Bürgerbeteiligung bestätigt, dass wir damit genau richtig liegen (siehe Anhang).
Inhalt
ToggleBeteiligung in der Krise? Nein, Krise ohne Beteiligung!
Die Autor:innen beschreiben eine zunehmende Frustration in Beteiligungsprozessen. Bürger:innen nutzen Veranstaltungen oft als Ventil für ihre allgemeine Unzufriedenheit mit der Politik – egal, worum es konkret geht. Manchmal sind es laute Zwischenrufe, manchmal stille Resignation. Dazu kommen strukturelle Probleme: Fehlendes Personal, gekürzte Budgets und Verfahren, die Bürgerbeteiligung systematisch beschneiden. Doch anstatt die Beteiligung zurückzufahren, braucht es genau das Gegenteil: mehr Beteiligung, nicht weniger!
Nürtingen macht es vor: Dialogräume statt Grabenkämpfe
Ein Beispiel, das Mut macht, sind die Nürtinger Dialogräume. In dieser Kleinstadt nahe Stuttgart haben engagierte Menschen ein Beteiligungsformat geschaffen, das auf intensives Zuhören statt hitzige Debatten setzt. Die Idee: Wenn Menschen ihre Perspektiven in einem geschützten Rahmen schildern können, sinkt die Aggressivität und steigt die Gesprächsbereitschaft.
Ein konkretes Beispiel dafür war ein Dialogabend zum Thema Flucht, Asyl und Migration. Rund 45 Bürger:innen – darunter auch die Bürgermeisterin – trafen sich in der Nürtinger Kreuzkirche, um sich offen über ihre Sorgen und Meinungen auszutauschen. Es ging nicht darum, an diesem Abend Lösungen zu finden, sondern eine Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses zu schaffen.
Tatsächlich zeigte sich aber auch hier, dass selbst in geschützten Räumen noch Unsicherheiten bestehen. Menschen mit stark kontroversen Ansichten hielten sich zurück. Doch das Format selbst bewies: Der Dialog kann gelingen – wenn man den richtigen Rahmen schafft.
Was wir daraus für Offenburg lernen können
Wenn wir in Offenburg Beteiligung fordern, dann meinen wir nicht bloße Alibi-Veranstaltungen, sondern echte Partizipation. Dafür braucht es:
- Mehr Austauschmöglichkeiten – auch zu schwierigen Themen
- Wertschätzung für jede Teilnahme – auch bei kritischen Stimmen
- Positive Beteiligungserfahrungen – nicht erst, wenn Konflikte eskalieren
Das Beispiel Nürtingen zeigt, dass Beteiligung nicht scheitert, weil Menschen sich nicht interessieren. Sie scheitert, weil die Formate oft nicht auf die reale gesellschaftliche Stimmung abgestimmt sind. Doch das lässt sich ändern.
Denn wenn Beteiligung nicht hilft, dann hilft nur eines: Mehr Beteiligung!
Siehe auch
- https://www.netzwerk-buergerbeteiligung.de/netzwerkaktivitaeten-informationen/enewsletter/enewsletter-2024/enewsletter-nr-42024/#c5972
- https://www.netzwerk-buergerbeteiligung.de/themen-diskurse/beitraege-themenschwerpunkte/einzelansicht-beitraege-themenschwerpunkte/article/was-tun-wenn-es-knallt-wie-wir-zu-konstruktiveren-beteiligungsformaten-zurueckfinden
- https://allianz-fuer-beteiligung.de/was-tun-wenn-es-knallt