Offenburg gilt als wirtschaftlich stark, zentral gelegen, mit hoher Lebensqualität. Doch unter der glatten Oberfläche wächst ein Problem, das lange tabuisiert wurde: Armut. Sie ist in unserer Stadt angekommen – sichtbar, spürbar und vor allem: strukturell. Und sie trifft Menschen, die mitten unter uns leben.
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ToggleDie dreifache Spaltung: Offenburgs soziale Realität
In diesem Beitrag haben wir die Dreifachspaltung Offenburgs beschrieben – sozial, räumlich und politisch. Armut ist dabei nicht nur ein Mangel an Geld. Sie bedeutet:
- Soziale Spaltung: Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Wer wenig verdient, hat schlechtere Chancen auf Bildung, Gesundheit, Freizeit und Sicherheit.
- Räumliche Spaltung: Armut konzentriert sich in bestimmten Stadtteilen. Das führt zu Stigmatisierung, Segregation und einem schleichenden Verlust des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
- Politische Spaltung: Wer arm ist, beteiligt sich seltener an Wahlen oder Debatten. Nicht, weil die Menschen sich nicht interessieren, sondern weil sie sich nicht gehört fühlen.
Diese Spaltung gefährdet unsere Demokratie – und sie ist politisch gemacht.
Armut ist konkret – und mitten in der Stadt
In Offenburg bedeutet Armut oft:
- in zu kleinen, schlecht isolierten Wohnungen ohne Balkon zu leben,
- sich zwischen Stromrechnung und Schulausflug entscheiden zu müssen,
- keine Rücklagen zu haben, wenn die Waschmaschine kaputtgeht,
- keinen Zugang zu bezahlbarer Mobilität oder Gesundheitsversorgung zu finden.
Kinder, Alleinerziehende, Rentner:innen, Menschen mit Migrationsgeschichte oder in prekärer Beschäftigung sind besonders betroffen. Viele schuften in systemrelevanten Berufen – und können sich dennoch das Leben in ihrer Stadt kaum leisten.
Der Ruf nach einem Armutsbericht – und politischer Verantwortung
Der Runde Tisch Offenburg/Ortenau fordert, was längst überfällig ist: Einen regelmäßigen kommunalen Armutsbericht. Nur wer hinschaut, kann handeln. Nur wer Zahlen hat, kann gezielt unterstützen.
Wir als KfUTD unterstützen diese Forderung ausdrücklich. Denn:
Was wir nicht messen, das wollen wir nicht sehen.
Und was wir nicht sehen, das ändern wir nicht.
Was zu tun ist – konkret und sofort
Wir fordern:
- Die Einführung eines Armuts- und Reichtumsberichts für Offenburg – regelmäßig, öffentlich, politisch relevant.
- Eine soziale Wohnungspolitik, die bezahlbaren Wohnraum schafft, statt Prestigeprojekte voranzutreiben.
- Eine Mobilitätswende, die auch die Erreichbarkeit für Menschen ohne Auto sicherstellt.
- Bildungsgerechtigkeit, von der Kita bis zur Berufsausbildung.
- Und eine echte Beteiligungskultur, die Betroffene nicht nur anhört, sondern ernst nimmt.
Armut ist kein Versagen der Einzelnen – sondern der Politik
Wenn eine Gesellschaft Menschen im Stich lässt, die alles versuchen, über die Runden zu kommen, dann ist das kein persönliches Scheitern – sondern ein politisches. Es ist höchste Zeit, dass Offenburg nicht länger wegsieht, sondern Verantwortung übernimmt.
Lasst uns gemeinsam hinschauen, handeln und gestalten – für eine Stadt, die niemanden zurücklässt.