Offener Brief an den Gemeinderat der Stadt Offenburg
Wir möchten uns herzlich bedanken. Für eine Sitzung, die in Sachen Länge, Verwirrung und demokratischer Intransparenz neue Maßstäbe gesetzt hat. Die gemeinsame Sitzung des Technischen Ausschusses und Verkehrsausschusses am 14. Mai 2025 hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, warum Politik manchmal schwer verständlich ist – selbst für diejenigen, die sie machen.
Denn wer sich durch den offiziellen Sitzungskalender kämpft, findet: keine Tonspur, kein Stream, kein Videoarchiv. Nur das tapfere Protokoll, das irgendwann erscheinen mag wie eine geheimnisvolle Schriftrolle der Stadtchronik. Für uns Bürger:innen bedeutet das: Wir sitzen außen vor. Es sei denn, wir nehmen uns einen halben Tag frei, setzen uns auf unbequeme Holzstühle und versuchen, ohne Mikrofone und Beschriftung zu verstehen, wer gerade worüber abstimmt – oder worüber gerade niemand mehr so genau Bescheid weiß.
Da Gemeinderäte selbst in dieser Sitzung mehrfach nicht mehr wussten, worüber abgestimmt werden sollte, stellen wir die Frage: Wie können wir Bürger:innen nachvollziehen, was in unserer Stadt entschieden wird, wenn selbst das Gremium den Überblick verliert?
Wir fordern daher – und zwar mit einem Augenzwinkern, aber dem vollen Ernst unserer demokratischen Überzeugung:
- Streaming und digitale Dokumentation. Nicht irgendwann. Nicht vielleicht. Sondern jetzt. Jede Sitzung, die niemand nachverfolgen kann, ist eine vertane Chance für Bürgernähe. Andere Städte kriegen das seit Jahren hin. Offenburg? Nichtmal im Schwarz-Weiß-Fernsehen.
- Falls das aus unerklärlichen Gründen weiterhin nicht möglich ist:
Dann wünschen wir uns wenigstens bequeme Stühle, Nackenstützen, ergonomische Armlehnen – kurzum: eine Sitzgelegenheit, die einer Sitzung von dreieinhalb Stunden gewachsen ist.
Und die gleiche Bewirtung wie die Gemeinderäte, inklusive Schnittchen, Sprudel und eventuell auch ein Gläschen Entwirrungs-Prosecco für besonders unübersichtliche Tagesordnungspunkte.
Wir sind bereit, Verantwortung mitzutragen – aber bitte nicht ausschließlich auf unseren Bandscheiben.
In diesem Sinne: Mehr Transparenz. Mehr digitale Teilhabe. Weniger Rückenweh.
Mit aufrechtem Sitz und freundlichen Grüßen
im Namen der Bürger:innen, die gern wüssten, was in ihrer Stadt geschieht