Masterplan versus 15 Parkplätze

Am 18.10.2023 unterstützt der Verkehrsausschuss den Beitritt zur Initiative Lebenswerte Städte und Gemeinden für weniger Autos in der Stadt. Gleichzeitig lehnt er aber den Plan der Stadtverwaltung ab, durch Wegfall von Parkplätzen zwei gefährliche Stellen für Radfahrer*innen sicherer zu machen.

https://ratsinfo.offenburg.de/buergerinfo/si0057.php?__ksinr=2365

Unsere Reaktion in Form eines Briefes an die Gemeinderäte

Liebe Gemeinderäte,

wieso fehlt Ihnen der Mut zu richtungsweisenden Entscheidungen? Sie beschließen der Intitative für Lebenswerte Städte und Gemeinderäte beizutreten und in gleichen Moment treten Sie die Beratungen des Projektbegleitgremiums für die Molkte- und Weingartenstraße mit den Füßen.

Solange es nur Makulatur bleibt, beschließen Sie alles: einen tollen Masterplan Verkehr (damit könnte man ja auch Zuschüsse erhalten), aber wenn es um tatsächliche Änderungen geht haben Sie keine Eier in der Hose.

Und genau so wird es auch mit den Lebenswerten Städten und Gemeinden sein. Das können Sie sich schön an den Sakko heften, aber machen werden Sie dafür nichts. Also lassen Sie es bleiben und schmücken sich nicht mit Federn, die Sie eigentlich gar nicht tragen möchten.

In unserem Streit um Bäume und Radwege ist Ihnen hoffentlich klar, dass etwas passieren muss, dass sich etwas ändern muss. Insbesondere in der Weingartenstraße fehlen Ihnen aber sämtliche Ideen und Ansätze, wie der versprochene Baumerhalt wirklich funktionieren kann.

Der interimsmäßige Verzicht auf ein paar Parkplätze wäre der erste, winzigkleine Schritt gewesen, zwei von vielen gefährlichen Stellen unserer Radwege wenigstens zu entschärfen, ohne gleich Bäume zu fällen. Wahrscheinlich muss dafür aber eine komplette Fahrspur weg, wenn Sie ihre Versprechen vor dem Sommer ernst meinen.

Aber darauf haben Sie keine Lust. Diese Auseinandersetzung wollen Sie in der Stadt nicht führen. Lieber lassen Sie alles beim Alten, kann Ihnen schon keiner was an den Kessel flicken.

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum Städte mit weniger Parkplätzen als lebenswerter betrachtet werden können. Hier sind einige Hauptpunkte:

  1. Förderung des öffentlichen Verkehrs und alternativer Transportmittel:
    • Reduzierte Parkplätze können die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrädern und zu Fuß gehen fördern. Diese Alternativen sind oft umweltfreundlicher und können die Verkehrsdichte verringern.
  2. Reduzierung des Verkehrsaufkommens:
    • Wenn weniger Parkplätze zur Verfügung stehen, neigen Menschen dazu, weniger mit dem Auto zu fahren, was zu weniger Verkehr und Staus führt.
  3. Verbesserung der städtischen Lebensqualität:
    • Weniger Parkplätze können zu einer Reduzierung der Lärmbelastung und der Luftverschmutzung führen. Darüber hinaus können die freigewordenen Flächen für Grünflächen, Fußgängerzonen oder Fahrradwege genutzt werden, was die Lebensqualität in der Stadt verbessert.
  4. Förderung lokaler Wirtschaften:
    • Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, neigen dazu, mehr lokale Geschäfte zu besuchen. Das kann die lokale Wirtschaft unterstützen.
  5. Reduzierung der Flächenversiegelung und Erhöhung der Grünflächen:
    • Parkplätze benötigen viel Platz, der oft versiegelt ist, was die Abwasserabflüsse belastet und Grünflächen reduziert. Weniger Parkplätze können mehr Raum für Grünflächen und somit mehr Raum für Stadtnatur bieten.
  6. Steigerung der sozialen Interaktion:
    • Fußgängerzonen und Fahrradwege fördern die soziale Interaktion und die Gemeinschaftsbildung, da Menschen eher geneigt sind, sich in einem angenehmen, autofreien Umfeld aufzuhalten und miteinander zu interagieren.
  7. Verkehrssicherheit:
    • Weniger Autos auf der Straße können zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit führen, da die Gefahr von Unfällen verringert wird.
  8. Gesundheitliche Vorteile:
    • Die Förderung von aktivem Transport wie Gehen und Radfahren kann gesundheitliche Vorteile haben, da sie zur körperlichen Betätigung beitragen.

Durch die Berücksichtigung dieser Faktoren können Städte eine Balance zwischen der Bereitstellung von Parkplätzen und der Förderung einer lebenswerten urbanen Umgebung finden.

Ich finde, diesen Schritt sollten wir in Offenburg wagen. Jetzt geht es um 15 Parkplätze. Bei Ihren ursprünglichen Vorzugsvarianten sogar um etwa 80 Parkplätze, die wir weniger haben werden. Und wenn wir die Bäume erhalten wollen, dann werden es womöglich noch viel Parkplätze sein, die wegfallen.

Warum begreifen Sie die einfachen Formeln nicht? Städte mit weniger Autos machen mehr Umsatz im Einzelhandel (= mehr Gewerbesteuer). In Städten mit weniger Autos halten sich die Menschen lieber und vor allem länger auf, das macht mehr Umsatz in der Gastronomie (= mehr Gewerbesteuer). Vielleicht können Sie wenigstens in € denken.

Lesen Sie Ihren Jan Gehl, wenn Sie wirklich Ihre Stadt gestalten wollen: https://kfutd.de/literatur/staedte-fuer-menschen/

Mit freundlichen Grüßen

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