Veränderung ist nicht per se schlecht. Städte müssen sich entwickeln, Strukturen sich anpassen. Doch was passiert, wenn Veränderung nicht gestaltet, sondern einfach verordnet wird? Wenn sie über jene hinwegrollt, die sich jahrzehntelang engagiert haben – für einen Verein, für eine Gemeinschaft, für ein Stück Stadtgeschichte?
Dann verliert ein Ort nicht nur seine Funktion – sondern auch seine Würde.

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Toggle⚽ Mehr als Rasen und Ränge
Das Karl-Heitz-Stadion war nie nur eine Sportstätte. Es war Treffpunkt, Trainingsplatz, Heimat. Ein Ort, an dem Jugendliche ihre ersten Spiele bestritten, Fans ihre Stimmen verloren und Ehrenamtliche ihre Abende verbrachten. Und ja, ein Ort, an dem Offenburg atmete.
Dass dieser Ort nun der Landesgartenschau 2032 weichen muss, ist mehr als eine städtebauliche Entscheidung. Es ist ein Symbol für einen Umgang mit Geschichte, der zu oft dem Prestige geopfert wird.
📉 Ein Verein im freien Fall
Der Offenburger Fußballverein steht heute sportlich vor einer ungewissen Zukunft – zwei Abstiege in Folge, keine klare Perspektive, ein Vorstand, der regelmäßig wechselt. Strukturelle Instabilität trifft auf politische Interessen. In internen Gremien dominiert oft das Eigeninteresse gegenüber dem Vereinswohl. Entscheidende Stimmen in Stadt und Politik haben sich längst zurückgezogen, nachdem die wichtigsten Weichen in Richtung Stadionverlagerung gestellt waren. Für den Verein blieben Versprechungen – ohne Substanz.
🧱 40 Millionen für die Zukunft – aber für wen?
Der neue „Sportpark Süd“ wird aufwendig und teuer. Fast 40 Millionen Euro für ein Stadion mit knapp 5.000 Plätzen – während das bestehende Karl-Heitz-Stadion für ein Zehntel dieser Summe hätte modernisiert werden können. Dazu kommt: Das neue Gelände entsteht auf bislang unversiegelter Fläche, während innerstädtischer Boden mit Millionenwert brachliegt – oder irgendwann doch noch für andere Zwecke nachgenutzt wird.
Was als ökologische Aufwertung verkauft wird, ist in Wahrheit ein gigantisches Flächenprojekt mit unklarer sozialer Rendite. Und vor allem: gegen den Willen der Vereinsmitglieder. Denn eine Mitgliederversammlung hat sich 2019 mehrheitlich für den Erhalt des alten Stadions ausgesprochen – dokumentiert und bekannt.
💬 Veränderung braucht Richtung – und Rücksicht
Wer Stadt verändern will, muss die Menschen mitnehmen. Muss zuhören, bevor er entscheidet. Und muss anerkennen, was über Jahrzehnte gewachsen ist. Die Geschichte des Karl-Heitz-Stadions – und des Vereins, der dort zu Hause war – ist kein Hindernis für die Zukunft. Sie ist ihr Fundament.
Das Rad der Stadtentwicklung darf sich drehen. Aber es sollte nicht über die rollen, die es am Laufen halten.
👉 Deine Perspektive zählt. Lass uns gemeinsam darüber sprechen, wie Stadtentwicklung gerecht, sportfreundlich und zukunftsfähig werden kann.
Siehe auch
- https://www.landesgartenschau-offenburg.de/2025/03/24/baubeschluss-der-offenburger-fussballverein-ofv-erhaelt-im-sportpark-sued-eine-neue-heimat/