Ein Auto für alle statt für jeden – Jonas Messmer über Carsharing als Baustein der Mobilitätswende

Was passiert, wenn wir nicht mehr fragen: Wie komme ich mit meinem Auto von A nach B?, sondern Wie können wir den Raum in unserer Stadt besser teilen?
Beim Forum „Wem gehört die Stadt?“ hat Jonas Messmer von NaturEnergie Sharing deutlich gemacht, wie Carsharing nicht nur den Verkehr effizienter, sondern Städte lebenswerter machen kann.
Sein Vortrag ist ein leidenschaftliches Plädoyer für klügere Mobilität, gerechtere Flächennutzung – und dafür, Platz zu schaffen für das, was eine Stadt lebendig macht: Begegnung, Bewegung und Miteinander.

Hier ist der Vortrag von Jonas Messmer in lesbar überarbeiteter Form – als Fließtext für z. B. einen Blogbeitrag oder ein Veranstaltungsprotokoll aufbereitet:

Beitrag von Jonas Messmer (NaturEnergie Sharing) zur Veranstaltung „Wem gehört die Stadt?“

Hallo zusammen,
ich bin Jonas Messmer von NaturEnergie Sharing. Wir bieten Carsharing an – dazu gleich mehr. Zunächst einmal vielen Dank für die Einladung. Ich denke, wir passen thematisch sehr gut zu dieser Veranstaltung.

Carsharing hat in Offenburg eine lange Geschichte. Angefangen hat es mit dem „Zeitauto“, das vielleicht noch manche kennen. Später wurde das Konzept vom Stadtmobil Freiburg übernommen und weiter professionalisiert. Inzwischen sind wir in ganz Südbaden aktiv und haben im letzten Jahr unsere Aktivitäten mit der Maika zusammengeführt – ein Zusammenschluss unter dem Dach von NaturEnergie Sharing. Der Begriff „Sharing“ steht bei uns ganz bewusst im Mittelpunkt: Es geht weniger ums Auto und mehr ums Teilen.

Und genau deshalb sind wir heute hier – denn die Frage „Wem gehört die Stadt?“ berührt viele Interessen. Es geht um Bäume, um Radfahrende, um Begegnungsräume für Menschen, um Flächen für den Fußverkehr – und natürlich auch ums Auto. Der Raum in unseren Städten ist begrenzt. Deshalb müssen wir verhandeln, wer wie viel Platz bekommt. Teilen wird zur Notwendigkeit.

Ein Hauptakteur, der besonders viel Raum beansprucht, ist das Auto – und zwar sowohl im fließenden als auch im ruhenden Verkehr. Leider ist es ein ziemlich ineffizienter Verkehrsträger: Im Durchschnitt sitzen nur 1,3 Personen in einem Auto, obwohl es für 4–5 gedacht ist. Und: Autos stehen rund 23 Stunden am Tag ungenutzt herum. Das ist Platz, den man deutlich sinnvoller nutzen könnte.

Carsharing kann hier Teil der Lösung sein. Ein Vergleich: Wenn ein Unternehmen eine überdimensionierte Maschine kauft, die nur wenige Stunden im Jahr läuft, würde man das als wirtschaftlich unsinnig bezeichnen. Genauso ist es beim Auto. Und trotzdem subventionieren wir diese Ineffizienz.

Ich bezeichne mich manchmal als „Ausstiegshelfer aus der Ein-Mensch-ein-Auto-Mobilität“. Unser Beitrag zum aktiven Verkehr ist eher indirekt, aber beim ruhenden Verkehr können wir viel bewirken. Studien zeigen: Ein Carsharing-Auto ersetzt im Schnitt 10 bis 20 private Fahrzeuge. Die Rechnung ist einfach – wenn jede:r nur ein oder zwei Stunden am Tag fährt, ist das Auto die meiste Zeit überflüssig.

Stellt euch Straßen vor, in denen man kaum noch die Straße sieht, weil alles voller parkender Autos ist. Carsharing reduziert diesen Platzbedarf deutlich. Und es ist nicht nur platzsparend, sondern auch effizient: Wir bieten eine breite Palette – vom Kleinwagen bis zum 9-Sitzer-Bus, inklusive Transporter. Man bucht das Auto, das man wirklich braucht – auf Stundenbasis, bis zu sechs Monate im Voraus.

Das bietet Planungssicherheit und Kostenkontrolle. Denn wer weiß schon wirklich, was das eigene Auto kostet? Untersuchungen zeigen, dass viele die Kosten um die Hälfte unterschätzen. Beim Carsharing ist alles drin: Sprit, Versicherung, Wartung, TÜV, Parken. Man zahlt nur, was man nutzt – nach Zeit und Kilometern.

Deshalb sehen wir Carsharing als echten Helfer der Mobilitätswende. Natürlich braucht es mehr – einen gut ausgebauten ÖPNV, Radwege, eine gute Infrastruktur. Aber Carsharing ist ein sinnvoller Baustein im Gesamtpaket.

Interessant ist auch der indirekte Effekt: Carsharing-Nutzer:innen fahren im Schnitt weniger Auto, weil sie bewusster planen und eher auf Fahrrad, Bus oder Bahn umsteigen. Es wirkt also doppelt – es spart Platz und lenkt Verkehr auf nachhaltigere Alternativen um.

Unser Angebot gilt nicht nur für Städte – wir sind in ganz Südbaden aktiv, auch in der Ortenau und in kleineren Gemeinden über das Mobilitätsnetzwerk „Einfach mobil“. Vielleicht habt ihr die nächste Station schon entdeckt – sie befindet sich hier gleich beim Kulturforum.

Dort kann man übrigens auch Fahrräder ausleihen – ein echtes Umsteigemodell.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Intelligente Nutzung und gerechte Verteilung von Verkehrsmitteln führt zu nachhaltiger, effizienter Mobilität für alle. Mehr Platz für Radwege verbessert das Radfahren, mehr Freiraum verbessert das Stadtklima.
Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, unsere Städte und Dörfer zu lebenswerteren Orten zu machen.

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