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Das Straßen-Baum-Fest gewinnt

Lieber Oberbürgermeister Marco Steffens,

die Demokratie kehrt in kleinen Schritten in die Freiheitsstadt Offenburg zurück. Wir möchten Sie erneut dazu einladen, daran teilzuhaben. Wir laden Sie zu unserer Versammlung am 11.05. in der Weingartenstraße vor dem Budni ein. Gerne geben wir Ihnen die Chance auf ein Grußwort an unsere Einwohner:innen, die sie mit Ihrem Bestreben unsere Versammlung zu verbieten, einzuschränken und zu verlegen sehr verunsichert hatten. Vielleicht gelingt Ihnen sogar eine Entschuldigung. Setzen wir uns doch alle gemeinsam für eine lebenswerte, offene, bunte und vor allem gerechte Stadt ein.

Am Samstag diskutieren wir darüber, welchen Raum und Mühe große und ehrwürdige Bäume in unserem Stadtteil einnehmen dürfen und was dann noch bleibt für Fußgänger:innen, Radfahrende, ÖPNV und das Auto. Und die ganzen komplexen Themen, die damit zusammenhängen.

Um diese Versammlung mussten wir die letzten Tage lange fürchten, da die Stadt Offenburg trotz der Anmeldung dieser vor mehr als einem halben Jahr, alles auf einen Joker am Schluss setzen wollte, um dies zu unterbinden. Sie haben alles getan, was möglich und unmöglich war, um unser Wirken aus der Öffentlichkeit verschwinden zu lassen. Das Mögliche für Sie war, die Herzen an den Bäumen und das wilde Plakatieren zu unterbinden, in dem Sie die Stadtreinigung angewiesen haben, alles zu entfernen. Selbst das Unmögliche hat Sie nicht geschreckt und Sie haben gebuchte und bezahlte Plakate von einer Litfaßsäule entfernen lassen und geschafft, dass beantragte Plakatmarken für die offizielle Plakatierung viel zu spät bei uns ankamen.

Aber Sie haben es auch geschafft, das Straßen-Baum-Fest in den Köpfen der Menschen als David gegen Goliath darzustellen. Wer darin nun aber welche Rolle spielt wird die Zeit zeigen. Jedenfalls haben wir die Erfahrung gemacht, wie unsäglich schwer bürgerschaftliches Engagement ist, in der Stadt, in der wir leben und die wir lieben. Sie sind hier auf ein paar Jahre gewählt und werden ihrer Karriere folgen. Aber die meisten von uns werden hier sein, solange sie leben. Und deswegen sollten wir intensiv an der Gestaltung unserer Stadt beteiligt sein.

Was Sie uns nicht ermöglichen, machen wir am Samstag einfach selbst. Weil wir es können. Und vor allem, weil es Recht und Gesetz ist und wir das dürfen. Und das selbst Sie nicht verhindern können.

Deswegen laden wir Sie, den Gemeinderat und alle Menschen in und um Offenburg ein, einen Tag in der Oststadt zu genießen und uns zusammen vorszustellen, wie es wäre, wenn wir nicht von Verkehrslärm umgeben wären, sondern die öffentliche Fläche nach unseren Wünschen gestalten könnten. Das gehören auch Skaten und Radfahren, dazu gehören auch Singen und Tanzen und gmeinsam miteinander auf der Straße zu Picknicken oder Kuchen zu essen. Dazu gehört sogar Kinderschminken solange nicht ersichtlich ist, dass dies eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ist (siehe Seite 8 im Anhang).

Lassen Sie uns für einen Tag das Kriegsbeil begraben und Freunde sein. Es lohnt sich, auch wenn Ihr Parteikollege schon wieder gesagt hat, er würde im November den aktuellen Plänen der Moltkestraße auf keinen Fall zustimmen, womit wir also wieder von vorne beginnen. So schließt sich der Kreis und wir stehen wieder da, wo wir vor einem Jahr begonnen haben. Obwohl eigentlich auch nicht, denn in diesem Jahr wurden schon wieder fast 900 Bäume gefällt und nur unwesentlich nachgepflanzt. Auch hier schulden Sie uns noch etwas.

Liebe Grüße

Ralph Fröhlich

Dieser Beitrag hat 13 Kommentare

  1. Dagmar

    Ganz großes “Kino”!
    Herzlichen Glückwunsch!
    Es lebe der TROTZ, der Optimismus, der Gemeinsinn, die Geduld, die Fröhlichkeit und die Kreativität.
    Das sind die Zutaten, aus denen wirkliche Demokratie täglich neu angerührt wird!
    Kleingeist, Gleichgültigkeit und Amtsschimmel sind dem nicht gewachsen.

  2. Christoph Winkelmann

    Toll, dass das Fest stattfinden kann und sich die Demokratie auf Stadtebene durchsetzen konnte !!!
    Feiert ganz schön, und die besten Wünsche zur Baumerhaltung aus dem Ruhrgebiet.
    Und mögen die Köpfe der Stadtoberen ihre Erleuchtung bekommen, zum Erhalt der Bäume !

  3. Rupert Glatt

    Ganz wichtige Entscheidung. Damit werde ich in dem Gefühl bestärkt, dass die Demokratie und mein Rechtsempfinden doch nicht gänzlich verloren gegangen ist. Ich höre oft die Bemerkung: “Der Fröhlich soll jetzt mal den Ball flach halten”. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Stadt, die Verwaltung und der Gemeinderat sollten überlegen ob man nicht zu einer sachlichen, zielorientierten Diskussion zurückkehrt.

    1. Ralph

      Dankeschön, das ist eine wertvolle Rückmeldung.

  4. Werner Litterst

    Es hat sich wiedermal gezeigt, daß die Demokratie noch immer nicht in den Köpfen der Stadtoberen Einkehr gehalten hat.
    Sie die Großkopfeten sind Diener des Volkes und das Volk nähert sie,nicht umgekehrt.
    Also redet und versteht einander zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger.
    Wer das nicht kapiert ist fehl am Platz !

  5. Sven Lembke

    Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Toll, dass ihr den Mut und die Power hattet, das gerichtlich auszufechtet. Glückwunsch!

  6. Benz Doris

    Lieber Ralph Fröhlich,es ist unglaublich toll dass das Baumfest stattfinden kann.Wenn ich ihre Meldungen als lese packt mich auch jedesmal die Wut wie es sein kann,dass Bäume die länger da stehen als wir leben weg sollen.Es gab die letzten Jahre soviele Fehlentscheidungen,meiner Meinung nach.Ziehe einfach nur den Hut vor Ihnen und dem was sie tun.Und bitte nicht den Ball flach halten!

    1. Ralph

      Danke für diese tolle Rückmeldung. Ich bin gespannt, wie sich die Planungen weiter entwickeln und wie der Gemeinderat im November dann entscheiden wird.

  7. Günter

    Leider wird man das Gefühlt nicht los das es hier längst nicht mehr um die Bäume geht, sondern um die Durchsetzung von Macht! Wer ist der Stärkere! Auch gegen den Willen der Bürger. Das erinnert mehr an totalitäre Staaten.
    Aber noch funktioniert der Rechtsstaat!
    Weiter so Herr Fröhlich 👏🌳

    1. Ralph

      Totalitär würde ich nicht sagen, aber man eben versucht, uns klein zu halten. Letztendlich sind wir das ja auch. David und Goliath, zumindest, was die Strukturen angeht.

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